Bloggen oder Bluffen

Bloggen oder Bluffen

Eine Schulfreundin schickt mir eine Postkarte aus Neuseeland mit der Blogadresse suddenlyspring.tumblr.com. Ich denke, noch ein ermüdender Reiseblog mehr. Dazu kommt der Medienbruch, die Adresse von der Postkarte ins Netz zu übertragen. Ich beschließe: “Später”. Später ruft die Freundin an, sie ist zurück, ein Treffen wird vorgeschlagen. “Aber Fotos habe ich nicht, die gibt es auf dem Blog.” Ach ja, dann schaue ich doch mal rein. Es sind nur Fotos, sehr schöne dazu, mit knapper Unterschrift. Schön gemacht!

Neuseeland Bilderblog

Neuseeland Bilderblog

Wie macht man eigentlich einen Blog bekannt? Ein Freund verschickt immer ganz schnell und immer ganz knapp “Ein-Wort-Antworten”, Mails manchmal mit nichts weiter als einem Smiley. Umso länger ist dann seine automatische Signatur: Name, Beruf, Link auf Facebook, Twitter, Google+, Xing, Wikipedia und Youtube. Dann natürlich noch Adresse, Telefon und eigene Homepage. Wow, denke ich, muss der Mann Zeit haben. Das ist natürlich Blödsinn. Mehrwegverwertung, lautet das Social Media Zauberwort. Oder wie Polizeiverhandler Matthias Schranner, mit dem ich mal ein Interview zum Thema  Verhandlungführung im Team geführt hatte, in einem Newsletter schreibt:

Wie Sie von meinen bisherigen Blogeinträgen wissen, darf zu keiner Zeit in einer Verhandlung eine Drohung ausgesprochen werden. Eine gute Wirkung erzielt jedoch eine Warnung…

Die Formulierung zeugt von Selbstbewusstsein. Wenn sie auch leicht zu durchschauen ist: Läse jeder den Blog, wäre der Push-Newsletter wohl gänzlich überflüssig. Ich kann mich übrigens nicht erinnern, den Newsletter abonniert zu haben. Aber das ist noch mal ein anderes Thema. Ich gebe zu, ich habe Probleme damit zu posten und zu pushen, was das Zeug hält. Dass es jetzt hier vor meinem Fenster wunderbar schneit oder ich eine Wand in der Küche lila streichen möchte, zum Mittag Kartoffeln mit Senfsoße esse, nein, das werden Sie von mir nicht zu lesen bekommen. Dann schweige ich lieber und bleibe unsichtbar. Obwohl mir Social Media Experten versicherten, dass es auf solche Banalitäten die meisten Rückmeldungen gäbe. Nun gut, jeder hat halt das Netzwerk, das er verdient.

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