Fremdsprachen lernen 40plus: auf den Input kommt es an

Fremdsprachen lernen 40plus: auf den Input kommt es an

Hilary ist 72 und lebt schon seit 48 Jahren in Deutschland. Wenn Sie im Restaurant ein Gericht bestellt, fragt der Ober, ein Kroate: “Und woher kommen Sie?” “Aus Bremen”, antwortet Hilary ganz selbstverständlich. Der Ober guckt erstaunt: “Und wo sind Sie geboren?” Dass Hilary Britin ist, ist immer noch unverkennbar, am Akzent, am vorne im Rachen formierten “r”, am stimmhaften “s” am Wortanfang, manchmal auch am falschen Genus. Kein Zweifel, Hilary ist stolz auf ihre Herkunft, sie hat nichts zu verbergen und der Akzent ist sehr charmant. Aber das heißt nicht, dass die Britin es nicht akzentfrei hätte schaffen können. Sprachforscher haben nachgewiesen, dass die Qualität und Intensität des Inputs für den Spracherwerb verantwortlich sind und entwickeln den Immersionsansatz: Ähnlich wie beim muttersprachlichen Spracherwerb sollte die Lernsprache täglich gehört und angewendet werden. Das Regel- und Bedeutungssystem wird dabei Stück für Stück aufgebaut. Das geschieht etwa in bilingualen Schulen, wenn auch Geschichte oder Biologie auf Englisch oder Chinesisch unterrichtet wird. Übertragen auf erwachsene Lerner heißt das: „So viel hochwertigen Input, so viel Sprachanlässe wie möglich und dies möglichst über einen längeren Zeitraum.“

Immersionsansatz

Eigentlich ist das nicht weiter erstaunlich. Erstaunlich nur, dass in unseren Schulen immer noch Fremdsprachenlehrer unterrichten, die ihre Sprache auch nur in der Schule gelernt und im Urlaub aufgefrischt haben und dann in der Grundschule unterrichten, weil es sonst niemand gibt, der es kann.

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