Sofort, schnell, supergünstig und fehlerhaft: der Siegeszug der Mail

Sofort, schnell, supergünstig und fehlerhaft: der Siegeszug der Mail

Vor 25 Jahren hat der Siegeszug der E-Mail in Deutschland begonnen – und damit das Zeitalter der Vertipper. Klar, die Vorzüge des schnellen, kostengünstigen Informationsaustausches liegen auf der Hand und niemand will mehr darauf verzichten. Aber ich ertappe mich selbst dabei, wie ich oft schneller tippe, als ich denke und schon ist die Mail an den falschen Adressaten, mit einem fehlerhaften Betreff oder unvollständigen Schlusssatz unterwegs. Wie peinlich! Ich nehme mir vor, immer noch einmal gegenzulesen und innezuhalten, bevor ich auf  “Senden” drücke, aber das gelingt mir nicht immer. Wozu aber unvollständige, fehlerhafte Kundenmailings führen können, hat mir gerade wieder mein Telefonanbieter vorgeführt. Alice schickt mir eine Mail mit dem Betreff “Ihr Änderungsauftrag”. Ich öffne die Mail (erster Klick) und erfahre, dass ich Informationen zu meinem Auftrag im Anhang an diese E-Mail finde. Ich öffne das pdf (zwei Klicks) und lese:

Sehr geehrte Frau Uhtenwoldt,

hiermit bestätigen wir Ihnen folgende Änderung an Ihrem Alice Produkt:

Unser persönlicher Tipp für Sie: In unserem Kundencenter auf www.alicecomfort.de können Sie (…)

Dreifach Klick ins Leere, denke ich, fühle mich leicht auf den Arm genommen und bitte um einen vollständigen Änderungsauftrag. Die Antwort von Alice kommt prompt:

Aktuell kommt es leider bei der Erstellung von Bestätigungsschreiben zu Optionsänderungen zu technischen Störungen, daher ist es uns leider nicht möglich dass korrekte Schreiben zu versenden.

Verstehe ich nicht, wenn man mir eine Mail schicken kann, kann man mir doch auch den Inhalt der Vertragsänderung schicken, denke ich. Und wenn es mit dem pdf per Mail nicht klappt, gibt es doch immer noch den Postweg. Tatsächlich erhalte ich auch einen Tag später einen Brief von Alice. Eine Seite, eine Bestätigung ohne Inhalt, ein persönlicher Tipp für mich – es ist genau das fehlerhafte Schreiben, das ich zwei Tage zuvor schon per Mail erhalten hatte. Von wegen Fehlerteufel eingeschlichen, hier liegt der Fehler längst im System – der unpersönlichen, automatisierten Einwegkommunikation mit dem Kunden.

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