Voilà, seit drei Tagen bin ich Mitglied im Deutschen Journalistenverband. Die Freude ist allerdings verhalten, es handelt sich eher um eine schwierige Geburt: So habe ich den Antrag zur Mitgliedschaft bereits Ende Oktober verschickt – vor über einem Vierteljahr! Am 18. Dezember werde ich gebeten, noch weitere Honorarweise nachzuliefern. Was grundsätzlich in Ordnung sein mag, aber warum dauert das so lange? Ich schicke die Post am 20.Dezember los. Mitte Januar erfahre ich auf telefonische Nachfrage, dass die nächste Sitzung erst in zwei Wochen stattfindet. Wie das bei mir angekommen ist? Bürokratisch, unpersönlich, kommunikationsschwach – zeitweise werde ich das Gefühl nicht los, dass meine Mitgliedschaft überhaupt nicht erwünscht sei.
Mag sein, dass dies ungerecht ist, auf jeden Fall ist es subjektiv. So wie jede Kommunikation. Weil es dabei immer auch um Verhalten geht, Ursache und Wirkung, Inhalts- und Beziehungsaspekt. Watzlawick halt, rauf und runter. Machen Sie sich das bei jeder Mail, in jedem Kontakt, vor jedem Meeting bewusst: Entscheidend ist, wie Sie tatsächlich beim Gegenüber ankommen – nicht, wie Sie ankommen möchten.
Ein anderes Beispiel: Besuch bei einer Dermatologin. Sie hat das Telefon am Ohr und entschuldigt sich, das sei eine Warteschleife in einer Krebsklinik, das dauere. Ich habe Verständnis. Ich will nur ein paar Alterszeichen entfernen lassen. Die sind nicht schön, aber keineswegs gefährlich. Krebs ist eine ganz andere Diagnose. Ich schäme mich geradezu für meinen Besuch. Aber die Ärztin bleibt bei mir mit dem Telefon, das sie zwischen Kopf und Schulter klebt. Ich kriege schon vom Zuschauen Nackenschmerzen und sie fuchtelt mit der Spritze in der Hand, das Telefon am Ohr vor mich hin. Zwei, drei gezielt gesetzte Stiche, ich kann gehen, das Telefon bleibt. Verwirrt gebe ich am Kartenlesegerät meinen Pin ein, die Schwester hat inzwischen das Warteschleifentelefon übernommen. Na, bitte, so geht es auch. Warum habe ich bloß das Gefühl, dass mein Besuch nie und nimmer 250 Euro Wert gewesen sein kann.
Multitasking ist eine furchtbare Illusion. Bleiben Sie bei einer Sache und bei Ihren Kunden, mit ganzem Herzen. Wenn Sie jetzt nicht für ihn Zeit haben, heißen Sie ihn dennoch willkommen und informieren Sie über die Wartezeit. Er wird dankbar sein, wenn er zu einem späteren Zeitpunkt Ihre volle Aufmerksamkeit gewinnt. Gute Kommunikation ist kein Zauberwerk und es muss keinesfalls so laufen wie in dem Beispiel der Texterin Wortezauber:
Kunde: Do you have a four volt two watt light bulb?
Verkäufer: For what?
Kunde: No, two.
Verkäufer: To what?
Kunde: Yes.
Verkäufer: No.
Kunde: Thank you, goodbye.
Verkäufer: Goodbye.