Telefonnummer? Fehlanzeige! Was bei Journalisten gang und gäbe – und vermutlich unvermeidlich ist, sie würden sonst kaum noch zum Schreiben kommen – ist bei den Kollegen auf der Gegenseite zumindest ungewöhnlich. Dennoch ist es ein Symbol für eine Unsitte, die um sich greift, wie der Zeitungsjournalist Andreas Olbertz moniert: „Anfragen an Pressestellen sind schriftlich einzureichen und werden auch nur noch schriftlich beantwortet.“
Ich habe das selbst gerade bei einer so harmlosen Sache, wie einer Ausbildungsbeilage erlebt. So eine Beilage hat den Sinn, Orientierung zu geben, Berufe schmackhaft zu machen, neue Perspektiven zu öffnen – nix von wegen investigativer Journalismus. Dennoch die Bitte, vorab einen Fragenkatalog bei dem Interview mit einer angehenden Mediengestalterin einzureichen. Ich lehne ab, ich will ja offen sprechen und keinen vorgefertigten Fragenkatalog abarbeiten. Die Folge: Das Gespräch kommt nicht zustande.
Oder die Abstimmung der Zitate: Da ich Zitate ohne Kontext oft missverständlich finde, schicke ich ihn mit. An die Interviewpartnerin, eine Pflegefachkraft. Die Rückmeldung kommt aber von der Pressefrau – und bezieht sich keinesfalls nur auf die Zitate: Zu viel Helfersyndrom, zu negativ gegenüber anderen Koop-Partnern, zu viele Schnitte ins eigene Fleisch! Und dann noch diese Bemerkung: „Darüber hinaus hat der Artikel den einen oder anderen Kommafehler;-)“. Ich weiß nicht, was das Emoticon hier soll, mir vergeht bei solchen Bemerkungen das Lachen: Weil nur ein schön frisierter Text übrigbliebe, den Berufseinsteiger erst gar nicht lesen, weil nämlich Lebendigkeit, Anschaulichkeit und Emotion fehlen – und da nützt auch die richtige Kommasetzung nix.
Ach ja, einen habe ich noch: Bei dem Anruf in einer Unternehmensberatung werde ich auch wieder um eine Mail gebeten. Ich stöhne innerlich und bitte laut um die Mailadresse der Gesprächspartnerin, aber die wehrt ab: „Wir geben unsere persönlichen Mailadressen nicht heraus, bitte wählen sie die allgemeine Presse-Anschrift.“ Ja, geht’s noch? Sprechen Sie noch, oder pflegen Sie schon die eigene Datenbank?
PS. Kommafehlerberichtigungen bitte als Kommentar. Wenn es sonst schon nichts zu sagen gibt!