Lehrer werden, das wollen mittlerweils zu wenig junge Menschen und das ist auch ein Imageproblem. “Mein Beruf hat längst seinen guten Ruf verloren”, sagt mir die Klassenlehrerin meines Sohnes. Dagegen will das Abendblatt in seiner Ausbildungsbeilage gegensteuern. Der Auftrag geht an mich, vermutlich weil ich aus Erfahrung weiß: Das ist ein toller Beruf und eine super Ausbildung, weil sie mit Menschen zu tun hat. Vorausgesetzt, man mag Kinder und Jugendliche und interessiert sich für ihre Überlegungen, Sichtweisen und Probleme.
Mein erster Anruf gilt dem Landesinstitut für Lehrerbildung. Hier zeigt man sich erfreut über das Thema, vermittelt bereitwillig Referendare, wird aber bei Sachfragen zurückhaltend. Über die erste Phase des Referendariats sei allein das Zentrum für Lehrerbildung zuständig und für Zahlen und die Einstellung die Behörde. Ich rufe in der Pressestelle der Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) an, die Sprecherin ist in Urlaub, die Referentin erreiche ich im dritten Anlauf. Sie will wissen, wofür ich denn einen Ansprechpartner benötige: “Es steht doch alles im Internet.” Super Idee – nur leider so gar nicht Tageszeitungstauglich. (Was herauskommt, wenn Journalisten allein einer Website, einem Video und ein paar Twitterer vertrauen, hat die dpa gerade erst zu spüren bekommen. Sie ist einer PR-Aktion für den Film “Short Cut to Hollywood” auf den Leim gegangen und hat den Fake von einem Bombenanschlag in einem kalifornischen Kaff als Nachricht verbreitet.)
Also dranbleiben, weiter recherchieren, auch wenn meine Geschichte komplett harmlos ist. Ich rufe im Zentrum für Lehrerbildung an, gleich ganz oben beim Chef. Prof. Lehberger ist auch direkt dran, hat aber gerade keine Zeit, bittet um eine Mail mit meinen Fragen. Ich schicke sieben kleine bis große Fragen. Der Professor antwortet per Mail.
das sind zum Teil sehr komplizierte Sachverhalte. Ich schlage vor, Sie machen mit mir ein Interview. Sie stellen Fragen, ich antworte bündig. Viele Grüße Ihr RL |
Prima, denke ich und greife zum Telefon, um den Worten Taten folgen zu lassen. Aber nun ist Reiner Lehberger irritiert: Das seien doch noch keine Interviewfragen. Wie bitte, ich hatte etwa gefragt: Wie können Anwärter feststellen, ob das der richtige Beruf für sie ist? Wer oder was (Fächer, Qualifikationen) ist besonders gefragt? Was bedeutet die Umstellung auf Bachelor/Masterstudiengänge für die Interessenten auf den Lehrerberuf? Und das sollen keine Fragen sein? Des Rätsels Lösung: Prof. Lehberger möchte ein schriftliches Interview, kurze präsize Fragen, fein formulierte Antworten und dann alles möglichst eins zu eins so in der Zeitung veröffentlicht. “Ich habe keine guten Erfahrungen gemacht. Entweder wir machen ein schriftliches Interview oder Sie müssen selbst recherchieren.” Mache ich, es gibt dann zum Glück doch noch Ansprechpartner, die etwas zu sagen haben. Direkt, echt und unzensiert, so wie es Schulabgänger vielleicht noch am ehesten lesen möchten.