Klar ist es ein gutes Gefühl, wenn Sie als Gesprächspartnern bei Journalisten gefragt sind. Seien Sie gesprächsbereit, sprechen Sie in Bildern, denken Sie in Geschichten. Sie dürfen ruhig etwas überspitzen, aber Sie sollten immer hinter Ihrer Aussage stehen. Wenn Ihnen nicht gerade Ihr Pressesprecher im Nacken sitzt, vermeiden Sie es, immer alles genau schriftlich abzustimmen – es sei denn, es handelt sich um ein Interview. An unkomplizierte, wortgewandte Gesprächspartner wird sich der Redakteur nämlich mit Sicherheit gerne erinnern und kommt wieder auf Sie zu.
Was aber, wenn Sie sich in dem Beitrag nicht oder gar nicht wieder finden sollten? Dann greifen Sie nicht gleich zum Telefon, atmen Sie erst einmal durch, prüfen Sie sich genau: Haben Sie alles richtig gemacht? Wie konkret waren Ihre Aussagen? Wie relevant? Haben Sie Ihre Aussage mit Studien, aktuellen Entwicklungen untermauert? Wie oft sind Sie Fragen ausgewichen?
Erst im zweiten Schritt fragen Sie beim Journalisten nach und zeigen Ihre Enttäuschung. Aber bitte machen Sie es nicht so wie Volker Stein, Universitätsprofessor aus Siegen, auf meine Mail, dass ich seine Aussagen leider nicht berücksichtigen konnte (wohl aber sein Buch, weil ich auch noch mit dem Ko-Autor gesprochen habe):
das ist natürlich “schade” (nett ausgedrückt) – oder anders gesagt, “enttäuschend” – denn dann hätte ich mir die Arbeit vor Weihnachten (immerhin hat das zu weiteren Überstunden geführt) auch sparen können. Bitte fragen Sie mich in der Zukunft nur noch, wenn Sie dies auch ernst meinen!
MfGr Volker Stein
Meine Antwort: Ernst habe ich es gemeint, ich kann es mir auch gar nicht leisten, “aus Spaß zu recherchieren”, ich werde nämlich nicht für die Zeit – auch nicht für Überstunden bezahlt, sondern nur für die Zeile!!!
Lieber Herr Stein, ich kann Ihre Enttäuschung verstehen, aber der Vorwurf ist höchst ungerecht. Was meinen Sie, wie viel Stoff “umsonst” recherchiert wird und hinterher gestrichen, gekürzt, verdichtet wird. Das ist Redaktionsalltag.
Herzliche Grüße Deike Uhtenwoldt
Was ich nicht geschrieben habe: 1) Wie kann man für 25 Mail-Zeilen Überstunden benötigen? 2) “MfGr” – das klingt an dieser Stelle wie “mit frustriertem Grimm” – und ist kein guter Abschluss.