Ich muss da mal was klären. Die Sache mit den Interviews. Klingt großartig, ist aber als Frage-und-Antwort-Spiel im Print eher die Ausnahme als die Regel, weil die Leser lieber im Fluss lesen, meint jedenfalls die Abendblatt-Redaktion. Und wohl auch, weil nur die wenigsten Menschen interessant und punktgenau antworten. Wie dem auch sei, wenn ein Redakteur oder ein freier Mitarbeiter bei Ihnen anruft und um ein Interview bittet, geht es in der Regel um Information, Hintergrundwissen und gelegentlich auch einen O-Ton. Denn logisch Zitate beleben das Geschäft. Aber da geht es dann oft los mit dem Authorisierungswahn, der presserechtlich jeder Grundlage entbehrt. So schreibt mir einer dieser Informationsgeber:
Sie hatten ja gestern das Interview mit mir zu Social Media geführt. |
Was hier Interview genannt wird, war ein knapp siebenminütiges Informationsgespräch, zu einer Social Media Veranstaltung, ihre Zielsetzung und Zielgruppe. Weil sich im Gespräch herausstellte, dass die Veranstaltung schon ausgebucht war und es keine weiteren Erfahrungen zu dem Thema gab, habe ich kein “Zitat” aus dem kurzen Gespräch verwendet. Meine Absage wiederum kommt bei dem Ansprechpartner nicht gut an:
das ist aber sehr schade, in Anbetracht der Zeit, die wir telefoniert haben. (…) |
Ich muss hier noch einmal was klären: Es ist normal bei einer Recherche, dass man mehr recherchiert, als hinterher in der Zeitung steht. Die Kunst besteht ja gerade in der Auswahl und Verdichtung – die neue Information, das prägnanteste Zitat, der Ausblick auf die Zukunft kommen ins Blatt, nicht die freundlichsten Gesprächspartner, die sich die meiste Zeit genommen haben. Apropos Zeit: Die Abstimmung für einen einzigen Satz hat dann doch tatsächlich noch vier Mails beansprucht – viel zu viel Zeit für eine freie Mitarbeiterin, die leider nicht nach Recherchezeit, schon gar nicht nach Abstimmungsaufwand, sondern nur nach Zeile bezahlt wird!