20.03.2014 Weltgeschichtentag. Von mir aus. Wahr ist, dass niemand gerne Geschäftsberichte liest, aber alle gerne gute Geschichten. Und das nicht erst von morgen an. Meine Geschichte geht so: Der Anruf kommt in der Mittagszeit und nein, natürlich passt er nicht: “Haben Sie kurz Zeit?” Das ist höflich gemeint, aber überflüssig: Zeit hat bekanntlich jeder, wenn auch lebenslänglich limitiert und daher nicht für alles und jeden. Wichtig wäre also zu wissen, wofür ich Zeit haben soll: “Wir sind eine junge Marketingkooperation von Ausrüstern und Wanderdestinationen…” Tut mir leid, junger Mann, aber so viel Zeit habe ich wirklich nicht. Der Anrufer klingt nicht unsympathisch und gleichzeitig so, als sei er schon oft mit seiner Geschichte abgeblitzt, irgendwie zögerlich verzagt. Da kommt mein Helfersyndrom zutage:
1. Fange nie mit den Hintergründen, sondern mit der Kernaussage an: “Wir bieten Skifahrerfeeling auf grünen Wanderauen – allerdings kostenfrei. Sie können bei uns das allerneueste Outfit für Ihre Wandertour ausleihen”. Das macht zumindest ein wenig neugierig. Vielleicht für die Hintergründe. Wenn nein, interessieren die erst recht nicht.
2. Mache es individuell und menschlich, dann stört auch der mittägliche Anruf nicht: “Ich habe Ihre Geschichte ‘Wann sind wir endlich da?’ im Focus gelesen. Ich habe dazu eine Ergänzung zu machen.”(Stimmt zwar, dass eine Geschichte, die bereits erschienen ist, nicht noch einmal erscheint – jedenfalls nicht bei einem guten Medium – , aber der Redakteur ist im Thema und er weiß, dass Sie nicht nach der Schrotschussstrategie verfahren)
3. Klar, der persönliche Kontakt entscheidet. Daher wisse stets, mit wem du es zu tun hast, rede und schreibe deinen Ansprechpartner korrekt an.
PS. Eitel? Ach was, ich doch nicht. So habe ich mich längst daran gewöhnt, dass jeder dritte Uthenwoldt schreibt, obwohl ich Uhtenwoldt heiße, weil ja auch kein Mensch versteht, warum das h vor dem t steht und nicht angelsächsisch korrekt umgekehrt. Ich auch nicht. Daher korregiere ich das gar nicht erst, und sogar die Mail kommt an, wenn sie an die falsche Adresse geschickt wird. Aber ein wenig wurmt es mich doch, wenn ich in einer Woche als Uhlenwoldt (ein Journalist der HAZ), als Uhtenworld (eine Neurowissenschaftlerin) und Unterwolt (ein Student) angeschrieben werde. Aber dann tröste ich mich damit, dass es echte Menschen sind, die mir schreiben. Mit Softwareprogrammen wäre das nicht passiert…