Pressearbeit, das passende Image, die richtige Außenwahrnehmung, alles eine Frage der treffsicheren Kommunikation. Für den Mannheimer Imageberater Dirk Pfister gilt das vor allem für das Outfit. “Ich muss wissen, mit welchen Erwartungen habe ich es zu tun und was sind meine Botschaften, die ich über die Kleidung transportieren will”, sagt er im Abendblatt-Interview. Dass Kleidung Botschaften kommuniziert, ist das eine. Aber auch Kommunikation ohne Kleidung, gemeint ist das Telefonat, transportiert Botschaften. Wenn mich beispielsweise Dirk Pfister zu Beginn des Telefoninterviews darauf hinweist, dass er das Gespräch mitschneiden möchte, weil er einfach schon zu oft erlebt habe, dass er anders gedruckt wurde, als er es gesagt (oder vielleicht nur gemeint habe), dann ist das eine versteckte Drohung: Wenn du mich nicht beim Wort nimmst, hat das (rechtliche) Konsequenzen. Ich kann das zwar in gewisser Weise nachvollziehen, es gibt sicher auch unsaubere Recherchen, knallharte Verkürzungen von Aussagen und sicher auch mal Missverständnisse bei den Journalisten. Aber zunächst einmal schafft der Imageberater damit keinen guten Gesprächseinstieg. Bewusst riskiert er sogar, dass der eine oder andere Redakteur sich an dieser Stelle verabschiedet und sich lieber einen anderen Gesprächspartner sucht – Etiketten-Trainer gibt es schließlich zur Genüge. Ich dagegen nehme den Ball auf und spiele in freundlich zurück, indem ich vorschlage, die Zitate vor Abdruck zur Freigabe zu schicken. Allerdings mit keinem guten Gefühl: Hätte nicht Herr Pfister auch gleich darum bitten können? Die Schere im Kopf bleibt, Herr Pfister kommt im Text kürzer weg als seine Kollegin Nandine Meyden und ich werde ihn wohl nicht noch einmal befragen.
Für den Artikel hat mich übrigens das Karriereportals Xing offiziell verwarnt: Ich hätte Informationen über ein Xing-Mitglied sowie seine Artikel in der Gruppe “Stil und Etikette” veröffentlich und damit “schwer” gegen die AGB verstoßen. Nun ja, mit der drohenden Kündigung kann ich leben, aber mich ärgert es schon, dass ich gar nicht erst gefragt, sondern gleich verwarnt werde, weil ein Mitglied sich in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt sieht. Ein Mitglied, das ich per Mail kontaktiert hatte – recherchiert übrigens keinesfalls über Xing, auf deren Daten ich gar kein Zugriff habe, sondern über Google – und das ausführlich und bereitwillig auf meine Fragen mit dem Betreff “Recherche Hamburger Abendblatt” und dem Absender “freie Journalistin” geantwortet hat, aber “der namentlichen Veröffentlichung niemals zugestimmt hätte” und dafür eine “eine entsprechende Entschädigung in Form eines üblichen Honorars” verlangt. Übliche Honorare für Gesprächspartner bei einer Tagezeitung? Wie naiv darf man sein, um als Finanzberater zu arbeiten.
PS. Xing hat die Verwarnung übrigens offiziell zurückgenommen und sich bei mir für die Unannehmlichkeiten entschuldigt. “Sollten Sie in Zukunft Recherchen bei XING Mitglieder durchführen, möchten wir Sie bitten das Ziel und den Zweck Ihrer Recherche noch deutlicher darzustellen, damit solchen Missverständnissen vorgebeugt wird”, schreibt mir der Support. Einverstanden. Aber sollten sich in Zukunft XING Mitglieder über andere beschweren, möchte ich den Support bitten, diese erst einmal anzuhören, bevor es zu einer Verwarnung kommt!