Alle Jahre wieder – Buchvermarktung

Alle Jahre wieder – Buchvermarktung

Wer soll das alles lesen? In den Redaktionen von Tageszeitungen, Wirtschaftspresse oder General Interest stapeln sich in diesen Tagen Exposés, Texte und ganze Bücher. Die Geschäftsführerin des Wirtschaftsmagazin brand eins schreibt mir:

Gerade vor Weihnachten werden Redaktionen so mit Buch- und Textlieferungen zugeballert, als gäbe es kein Morgen mehr. Und lesen? Nein, das schafft man nicht – es ist schon schwer, auch nur den Überblick zu behalten.

Weil aber ab September so viele PR-Agenturen, Verlage und Erstlingsautoren ihre große Chance im Weihnachtsgeschäft wittern, belagern Sie die Redaktionen mehr oder weniger professionell. Mehr: der Redakteur bestellt ein Rezensionsexemplar, was aber noch lange nicht bedeutet, dass er das Buch auch liest, geschweige denn etwas daraus macht. Weniger: er lehnt dankend ab, Thema passt leider nicht oder war gerade schon im Blatt – was man irgendwie immer so drehen kann.

Aber wie kriegt man es jetzt ab, das Stück Kuchen vom großen Weihnachtsgeschäft? Kommt ein wenig auf das Buch an, würde ich sagen. Tipps “Weihnachtsbücher für Nichtleser” habe ich gerade heute im Radio gehört. Den gleichen Schmarren gab es genau vor einem Jahr schon mal, mit ähnlich überflüssigen Büchern. Wenn Sie lieber ein Buch schreiben wollen, das gelesen statt verschenkt werden soll, wählen Sie die Nische, das fleischhaltige Kochbuch für den Mann oder den Erziehungsratgeber für den Umgang mit den Allerkleinsten. (Gibt es natürlich auch alles schon, braucht man aber immer wieder neu). Wenn Sie aber einer klassischen Karriereratgeber haben, Typ “wie komme ich beruflich voran”, dann veröffentlichen Sie zum Anfang und nicht zum Ende des Jahres und vermarkten zum Sommer, Reisezeit gleich Lesezeit. Auch keine neuartige Erkenntnis, aber wenn Sie dann noch alle Social-Media-Hebel in Bewegung setzen, können Sie über Facebook (eigene Seite, Buchverlosungen unter den I-like-Kontakten), Amazon (“Schreiben Sie mir bloß keine Mail, lieber eine Bewertung auf Amazon”) und gute Blogeinträge (also besser und regelmäßiger als diese hier) mitunter sehr viel Publicity erzielen. (Ich kenne sogar einen Autor, der es darüber auf Platz eins bei Amazon geschafft hat, ist aber auf jeden Fall kein Anfänger). Schließlich: Lernen Sie von Print-Profis! Erfolg hat, wer gegen den Trend entwickelt, sagt beispielsweise der Journalist und Blogger Andreas Wrede. Als “Max”-Macher (seit 1991) hat er sich einen Namen gemacht, nicht als Abwickler (2008). Man muss halt rechtzeitig das sinkende Schiff verlassen, auch wenn sich nicht jede Insel (Zeitschrift “Rich”) als Rettung erweist. Aber das ist wohl ein anderes Thema.

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