Ja, ich habe es gemacht, mich für eine Pressereise angemeldet, mir ein fertiges Programm servieren lassen und bin für lau nach Südfrankreich gereist. Die erste Gruppenpressereise meines Lebens. Zumindest als Journalistin. Im vorigen Leben, auf der anderen Seite der Medienmedaille habe ich für meinen Arbeitgeber, eine PR-Agentur, Food and Beverage Journalisten nach Schweden ins Werk der Spirituosenmarke Absolut Vodka eingeladen und mich gewundert, wie viel hochprozentigen Stoff Medienmenschen vertragen.
Nun also meine erste Gruppenmedienreise ohne Orgastress: Licht und Landschaft, Tour und Team haben mir gut gefallen. Aber es gab auch Punkte, die ich, hätte ich noch auf PR-Seite gesessen, anders gemacht hätte:
- Weniger Personalaufwand: Wenn vier Journalisten ein mehrköpfiges Team aus PR, Tourismus plus Stadtguide und Radguide an die Seite gestellt werden, dann kommt da etwas aus dem Gleichgewicht, dann fühlt man sich zu sehr an die Hand genommen.
- Mehr Perspektive zulassen: Zielgruppe sind ja die „Normalreisenden“, Menschen, die sich ihre Route und ihr Programm selbst zusammenstellen müssen und wollen und für die wir Anreize schaffen und Vorschläge machen, aber eben keine falschen Erwartungen wecken dürfen, nach dem Motto „easy way“ – nur weil wir selbst einen Guide hatten, den wir stumpf hinterherradeln konnten.
- Weniger Einheitsbrei: Das klingt hart und sehr pauschal und meint, zu viele Gespräche mit Tourismusmanagern hintereinander, die gleichen Wein in neuen Schläuchen ausgießen – so wie auch eine Weinprobe das höchste der Gefühle sein sollte, wenn es um Radtourismus geht.
Was aber Menschen vor allem interessiert, die mich mit großen Augen anschauen, sind die Kosten: Wird das alles für euch bezahlt, ist die erste Frage. Nein, wird es nicht, jedenfalls nicht im Fall meines Auftraggebers der dpa, die auf einem Eigenanteil bei den Kosten besteht, aus Gründen der Compliance. (Und da haben Geschäftsleute weit weniger Hemmungen, sich eine Reise, ein Essen oder ein Probewagen vor die Tür stellen zu lassen.) Ja, in der Regel wird schon alles an Kosten übernommen – und das schafft Konflikte. Weil es die Aufgabe der PR ist, das jeweilige Produkt ins beste Licht zu setzen. Und Aufgabe der Medienmenschen ist, ein möglichst objektive Wahrheit ohne Beschönigungen und leere Versprechen zu übermitteln.
Wie damit umgehen?
