Geschäftsideen heute und im Superinternet der Dinge

Geschäftsideen heute und im Superinternet der Dinge

Während die Fans auf Tore hoffen, verkauft mein Sohn bei St. Pauli Würstchen oder zapft Bier. Dafür photobraucht er ein Gesundheitszeugnis, genauer eine Bescheinigung nach § 43 Absatz 1 Nummer 1 Infektionsschutzgesetz. Schon klar, schließlich gehen Würstchen, Senf und Biergläser durch seine Hände, da sollte er sich mit Krankheitserregern und ihrer Übertragung schon einmal beschäftigt haben. Hat er auch, aber das reicht dem Arbeitgeber nicht, ein Schein muss her. Also besucht er eine Belehrung im Trainingszentrum für Erste Hilfe und Notfallmedizin, kurz TEN, am Hauptbahnhof. Sie findet genau in dem Zeitraum statt, oh welche Fügung, als dort der Erste Hilfe-Kurs Pause hat. Die leitende Notfallärztin möchte auch Pause machen, daher legt sie auch nur schnell einen 20minütigen Film ein, der keine weitere Botschaft hat als diese:

Vor dem Rumreichen von Essen, Händewaschen nicht vergessen!

Klar, dass weder mein Sohn noch ein weiterer Anwärter auf das Gesundheitszeugnis dazu irgendwelche Fragen haben. Und somit kann die Notfallärztin, die pünktlich zum Filmende wieder auftaucht, zum eigentlichen Kern der Veranstaltung kommen: Bescheinigung ausstellen und dafür 25 Euro abkassieren!

Noch Fragen? Ich frage mich, warum es mir nicht gelingt, auch so geniale Geschäftsmodelle zu entwickeln.  Aber wer würde schon kommen, um sich ein noch so mitreißendes Video etwa zum Thema “Wie schreibe ich eine packende Pressemeldung” anzusehen. Kommen und dann auch noch zahlen? Unmöglich, kein Investor würde Geld in diese Vision stecken, selbst wenn wir ihr noch eine knackige 10697279_762699843800228_7948152730580696883_oStory verpassten. Aber wenn ich das Interview mit Zukunftsforscher Jeremy Rifkin in der Zeit Nr. 50 (ja, das ist schon die letzte Ausgabe, für Die Zeit brauche ich immer mehr Zeit als eine Woche) richtig lese, dann sind wir längst auf dem Weg in die Wirtschaft des Teilens und meine Frage ist falsch gestellt. Dann dürfte die massenhafte Lohn- und Gehaltsarbeit und vermutlich auch die Freiberuflichkeit, sofern sie  Honoraranforderungen verschickt in ein paar Jahrzehnten ein jähes Ende finden,weil zukünftig auch Jobs automatisiert werden, die professionelle Fähigkeiten verlangen. Wie die von Anwälten, Buchhaltern oder Radiologen. Deren Arbeit macht dann der Algorithmus. Das soll ja auch schon für Nachrichtentexte funktionieren. Kleiner Trost: Der Roboterjournalist kann noch keine vernünftigen Interviews wie die mit Rifkin führen und wohl kaum auf dieser Seite bloggen. Immerhin: Der Rifkin-Artikel ist auch gar nicht kostenlos zu bekommen – dieser Blogeintrag dagegen schon. Die Sharing Economy ist noch nicht überall angekommen und wie man da abkassiert, noch nicht bei mir.

Nachtrag: Auch der von Rifkin beschriebene Trend Fit lift (nein, keine Fitness-App, sondern die Praxis der Generation Y sich im Einzelhandel zu informieren und im Internet zu kaufen) braucht offenbar noch Zeit, auf jeden Fall die Nachweihnachtszeit. Im Sportfachgeschäft eines großen Einkaufszentrums war ich am Wochenende die Zehnte, die sich brav zum Bezahlen einreihte, vor mir ein Jugendlicher (okay, zugegeben mit seinen Eltern)und hinter mir einer um die 20!

 

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