Lieber Herr Luhm, liebe Frau Köhler,
ich habe von Ihnen Post erhalten. Eine vierfach gefaltete Karte, zehn Gramm schwer. Auf dem Titel eine gepixelte Tanne in Mausform, daneben der Slogan „Tanne statt Tonne“: Sie möchten mich zukünftig per E-Mail erreichen und dadurch Papier sparen. Für mein „Ja“ wollen Sie mit Hilfe eines Partners „Bergwaldprojekt“ einen Baum pflanzen und mir zusätzlich 250 Prämienpunkte schenken, die ich wiederum für einen zweiten Baum spenden könnte. Eine gute Tat fürs neue Jahr, so schreiben Sie. Im Prinzip schon, aber über den Unsinn, Leute auf dem Postweg anzuschreiben, um diesen zukünftig einzusparen, haben schon andere geschrieben. Daher möchte ich Ihnen lieber den Weg zu einer noch besseren Tat zeigen: Löschen Sie mich ganz aus Ihrem Verteiler, dann sparen Sie Papier und Strom und ich Zeit und Energie – und wir haben beide etwas davon. Streichen Sie am besten alle aus Ihrem Verteiler, die jetzt nicht geantwortet haben. Denn wer diesen „kleinen Schritt, die Welt zu verbessern“, wie Sie schreiben, nicht geht, der will nicht, der hat schon. Genug von einer Kundenkommunikation, die irgendwie auch Kundenverdummung ist: Ich kann ja gar nichts anderes als „Ja“ sagen, das Häkchen ist schon vorgedruckt. Will ich dagegen keine Post mehr von Ihnen haben, soll ich Ihnen Post schicken. So steht es immerhin im Kleingedruckten. Aber was wird dann aus den Bäumen?
Übrigens hat mich Ihre Post zu einem Zeitpunkt erreicht, als echte, wenn auch ziemlich leer geschmückte Tannen durch die Straßen fegten und ganze Bäume die Deutsche Bahn lahm legten. Ich will mich nicht darüber aufregen. Niemand sollte es tun, das ist höhere Gewalt. Aber unterrichten Sie die Menschen, deutlich und klar, wenn so etwas passiert und lassen nicht einfach Züge von den Bildschirmen verschwinden, wie ich es am Freitag auf Twitter lesen konnte. Das wäre eine erfolgreiche Kundenkommunikation.
Herzliche Grüße,
Ihre Deike Uhtenwoldt