Handwerk hat goldenen Boden, sagt das Sprichwort und wenn man sich die Ausbildungsstatistik anschaut, ist da bestimmt etwas dran: 146 000 Ausbildungsplätze 2014 bundesweit unbesetzt, sinkende Ausbildungsquoten, dramatische Engpässe bis 2030. Vermutlich müssen wir dann den roten Teppich rollen, in Vorleistung gehen und fließend Polnisch sprechen, wenn wir neue Fenster, Leitungen oder den Tapetenwechsel benötigen. Aber manchmal scheint es mir, als wären wir heute schon so weit…
Beispiel Elektriker: Im Kostenvoranschlag stehen 18 Monteur-Stunden (à 44,00 Euro) und 18 Helfer-Stunden (à 22,00 Euro). Auf der Rechnung sind es aber 128,5 und 72,75 Stunden. Wie kommt die Differenz zustande? Nun, es gab Fehler, die nicht zu finden waren, FI-Schalter, die austickten, immer neue Verteilerdosen, die in dem hundert Jahre alten Bau auftauchten. Und hat man darüber mit der Auftraggeberin, die nicht auf der Baustelle vor Ort sein konnte gesprochen? Nein, es wird von Tag zu Tag vertröstet, weiter munter vor sich her getüftelt und nach den rund 200 Stunden sind immer noch nicht alle Probleme gelöst.
Beispiel Handwerksmeister: Vollmündige Terminankündigungen, „Montag erledigen wir das“, gehen ins Leere, weil in irgendeiner Schule die Heizung geplatzt ist, die Arztpraxis außerhalb der Sprechzeiten Vorrang hat, ein Schiff im Hafen Alarm schlägt. Alles gut und wichtig, aber der Kunde will auch ernst genommen werden. Und da genügt manchmal schon ein kleiner, kurzer Anruf: So ist die Lage, so das weitere Vorgehen. Dann aber auch möglichst verbindlich!
Kleiner Tipp von mir: Machen Sie es vom Angebot bis zur Rechnung ein klein wenig anders und persönlicher als der Wettbewerber. Verzichten Sie darauf, Zuschläge für Energie, ein Servicefahrzeug oder Werkzeug in Rechnung zu stellen. Den Ärger sind die 1,50 Euro auf jeden Fall nicht wert. Für den Kunden sind das nämlich Selbstverständlichkeiten, die schon mit der Anfahrtspauschale abgegolten sind
Kommunizieren, Kontakt halten, Koordination – kein Hokuspokus und gar nicht schwer. Man muss sich einfach nur immer fragen, wie man selbst am liebsten behandelt werden möchte. Und vielleicht nicht jedes Sprichwort wörtlich nehmen: Reden ist Silber, Schweigen ist Handwerk?