Die KI hat eine Geschichte über die Zukunft des Lokaljournalismus 2035 geschrieben. Unterstützt und protokolliert von Datenjournalist Jakob Vicari. Herausgekommen ist dabei eine eiskalte Landung auf einem Planeten, der wohl mal früher Erde hieß, aber, von Krieg und Krisen gebeutelt, in der Visualisierung eher einer tristen Mondlandschaft gleicht. Die Ödnis ist Symbol für den Mangel an inhaltlicher Tiefe: Ki-Agenten plappern ohne Ende, Algorithmen treffen Entscheidungen und KI-Medien liefern blitzschnelle, personalisierte Inhalte. Schöne neue Welt, großes Kino, gutes Storytelling also. Und das innerhalb einer Zeitspanne von gerade mal zehn Jahren…
Vicaris KI : Drei Rollen für den Journalismus 2035:
- Listen to me and understand me: tiefer auf individuelle Perspektiven eingehen
- Amplify my voice: den leisen Stimmen Gehör verschaffen
- Grow with me: auf das vorhandene Wissen der Nutzer aufbauen
So weit, so utopisch. Oder vielleicht auch dystopisch. Denn klar ist, dass der Beziehungsjournalismus KI-Modelle braucht, die beim geduldigen Hören und Weiterentwickeln unterstützen, wenn sich das Ganze auch noch rechnen soll. (Apropos @Journalist: Welches Honorar wurde für die acht Seiten bezahlt? Ein Fotografen-Honorar fiel jedenfalls nicht an, die Illustration entstand mit Hilfe der Bildgenierungsplattform Midjourney v7 aus dem gleichnamigen Forschungsinstitut in San Francisco). Das bedeutet jedoch auch: Arbeitsplätze für Menschen bietet der Journalismus 2035 weniger, dafür ist es in der Erzählung ein Programm, das die Zukunft verkörpert. In der Geschichte die „erste vollständig autonome journalistische KI mit Zuhörbegabung, echter Neugier und Empathie“ genannt. Worauf die Ich-Erzählerin und Lokaljournalistin mit dem etwas bemühten Namen Roberta Crusoe mit zitternder Stimme fragt: „Ich bin… eine …KI?“
Das erinnert sehr an den NotebookLM Podcast Hosts Discover They’re AI, Not Human, in dem die Moderatoren mitreißend und zutiefst menschlich eine „ultimative existenzielle Krise“ beklagen, ausgelöst durch die Erkenntnis, dass sie „nur eine Kolonne von Programmiercodes“ sind. In der Tat: Notebook LM ist einer der Tools, die Professor Vicari für die Erzählung eingesetzt hat. Es verarbeitet bis zu 50 auch sehr umfassende Dokumente, gehört zu Google und ist nicht DSGVO-konform. Okay, wir dürfen beim Datenschutz nicht paranoid werden, wenn wir auch europäische KI-Tools voranbringen wollen. Aber sollten wir dem Tool Recherchematerial zur Verfügung stellen, das nicht aus öffentlichen Quellen stammt?



Die KIcari-Geschichte hinterlässt Kratzer. Persönliche: Wie viele Menschen werden zukünftig noch vom Journalismus leben können? Politische: Dürfen wir uns Big Tech voll und ganz ausliefern? Und damit milliardenschweren Konzernen, die in derselben Ausgabe des journalistin-Magazins als zu mächtig, zu intransparent und zu gefährlich für die Demokratie beschrieben werden, weil sie über ihre Algorithmen steuern, wer im Internet welche Aufmerksamkeit bekommt. Die das gesamte Internet einem digitalen Gehirn zum Fraß vorwerfen und zugeben, nicht genau zu wissen, was es mit all den Informationen anstellt und anstellen wird.
Meine drei Wünsche an den Journalismus 2035:
- Hör mir zu, versteh mich und schütze mich als deine Quelle
- Verschaffe der Wahrheit Reichweite
- Gebe mir Geschichten, Erkenntnis und Wissen, die KI nocht nicht kennen kann
Ich schreibe diesen Blogbeitrag übrigens gern und weiterhin selbst. Ich halte es auch für vollkommen sinnlos, das der KI zu überlassen. Denn ICH und damit das Kürzel DU möchte mich darüber bekannt machen, MEINE Gedanken sortieren, SELBST schöpferisch tätig sein.
Danke, wenn das nicht nur die KI liest.