Anruf eines zornigen Statikers: Ob ich mich da eigentlich rechtlich abgesichert hätte, wenn ich ihn namentlich so einfach erwähne, das sei schließlich Rufschädigung. Sorry, aber ich kann mich weder an den Namen, noch an die Sache erinnern. Ich habe irgendwann einmal einen Statiker benötigt, ich habe mich nicht gut behandelt gefühlt, ich habe vielleicht darüber berichtet, womöglich auch an dieser Stelle, weil ich gerade das Thema “Unwiderstehliches Angebot” und die verpassten Kommunikationschancen im ernsthaften Erstkontakt am Wickel hatte. “Entschuldigen Sie, aber ich weiß nicht wovon Sie reden”, wende ich ein. Das bringt den Anrufer noch mehr in Rage. “Sie veröffentlichen meinen Namen und hinterher können Sie sich nicht erinnern. Aber ich kann mich gut erinnern, 2008 habe ich für Sie die Statik eines Anbaus berechnet.” 2008 im Sommer! Das ist eine Ewigkeit her. Über wie viele Namen, Themen und manchmal auch Banalitäten habe ich seitdem geschrieben? Ich will den Anrufer loswerden. Ich verspreche den Blogeintrag zu löschen. Ich lösche umgehend. Ein Eintrag von 2008, wen interessiert das überhaupt, frage ich mich. Und fast freut es mich, dass der Anrufer nicht nur gefunden, gelesen, sondern auch reagiert hat. Er nimmt meinen Blog und seinen Namen wichtig. Ich sehe das viel lockerer, ersteres zumindest. Was vielleicht auch bedeutet, dass ich immer noch eher Tageszeitungsjournalistin als Bloggerin bin. Denn wer will schon heute eine Tageszeitung von 2008 lesen. Wer will überhaupt lieber Blogs, Tweets oder Facebook-Pinwände als die Tageszeitung lesen?
Das Experiment der Welt, für einen Tag den Bloggern und Twitterern das Blattmachen zu überlassen ist jedenfalls furios gescheitert. Sagen nicht nur Printjournalisten, sondern auch erfahrene Blogger. Jürgen Vielmeier (ich hoffe, hier darf ich den Namen erwähnen) geht sogar noch einen Schritt weiter und will sich von den Couchnörglern mit Tastatur absetzen. Halten wir mal fest: Das Netz tickt anders. Viel gelesene Blogs emanzipieren sich: weg vom kommentierten Alltagsgeschehen und inneren Monolog hin zum gut recherchierten, informativen Kommentar. Ich persönlich habe mich für das Slog entschieden, small, smart, semiprofessionell ist mein Blog. Und überhaupt nicht wichtig. Vielleicht hier und da für den einen oder anderen Handwerker beim Verfassen eines Angebots eine Anregung wert. Mit der Namensnennung wollte ich Echtheit rüberbringen, die vermutlich übertrieben ist. Auf jeden Fall will ich niemanden schaden. “Sie müssen doch auch Geld verdienen”, hatte der Statiker gesagt. Ja, nur nicht mit diesem Slog…