Es gibt Interviewpartner, die winden sich, wollen sich nicht festlegen. Vielleicht weil es die Zahlen, die der Journalist unbedingt haben will, tatsächlich nicht gibt. Dann ist das so und dann muss man einfach unverrichteter Dinge weiterziehen. Drollig finde ich dann immer diese Aussage am Schluss des Gesprächs: “Wenn Sie mich zitieren, muss das vorab noch mit der Pressestelle abgestimmt werden.” Ich frage dann meist zurück: “Gibt es denn etwas aus unserem Gespräch, das nicht veröffentlicht werden darf?” Natürlich nicht, es wurde ja auch eigentlich gar nichts gesagt. Es geht ums Prinzip.
Wenn Sie zitiert werden wollen, verrate ich Ihnen mal ein ganz anderes, simples Prinzip: Sagen Sie es anders als alle anderen, spitzen Sie zu und lassen Sie es auf keinen Fall von der Pressestelle und Ihrem eigenen Zensor im Kopf glätten. Schlicht und einfach, weil wir, die Leser, die immer gleichen, geglätteten Sprüche nicht mehr lesen mögen.
Gerade hatte ich so einen Fall: Ein Bildungsfachmann, politik- ,und damit muss man wohl sagen auch phrasendresch-erprobt (“Das können Sie alles senden“). Aber das Gespräch läuft nach einem etwas mühsamen Start (was an mir liegt, ein Wasserschaden hatte mir die Planung und damit die Vorbereitung verwässert) eigentlich ganz gut. Es gibt Passagen, die bei mir sofort hängen bleiben. Die verwende ich auch. Doch dann spielt mir der Kommunikationsmanager die Zitate zurück: geglättet! Kleines Beispiel: statt “private Hochschulen sind pfiffiger”, heißt es nun:
Private Hochschulen sind oft innovativer |
Davon ausgehend könnten wir bei der Beantwortung Ihrer Frage durchaus mutiger werden |
ersetzt die Forderung, bei der Zulassung neuer Hochschulen sollten “wir mutiger werden”. Und die schöne Passage, in der ein indischer Akademiker zitiert wurde: “Without a bachelor, you cannot marry!” fällt ganz raus. Mutiger werden, ist ein gutes Stichwort. Es gilt nicht nur für die Bildungspolitik.