Von der Last der Listen, goldenen Regeln und Sieben-Schritt-Strategien

Von der Last der Listen, goldenen Regeln und Sieben-Schritt-Strategien

10-listengebote; Quelle_KarrierebibelEinmal im Monat flattert mir ein Onetoone, Fachmagazin für Dialogmarketing ins Haus. Einmal im Monat schaue ich da auch rein, manchmal kürzer, manchmal länger. (So viel zur Wertigkeit von Print, den Online-Newsletter dazu hätte ich vermutlich längst abbestellt, aber das ist ein anderes Thema). In der Juliausgabe bin ich hängengeblieben: S. 14, “Fünf Tipps für Mobile-publisher”, S. 15, “Sieben Schritte zur RTA-Strategie” (wer nicht weiß, was eine Realtime Advertising-Strategie ist, sei auf Punkt 2. verwiesen: “RTA ist komplex”), S.34f. “Sieben goldene Regeln für ein gelungenes Mobile SEA”. (SEA: Search Engine Advertising, in diesem Magazin sind englischsprachige Abkürzungen übrigens an der Tagesordnung.) Himmel, denke ich, machen die keine Themenkonferenzen? Gibt es keinen Schlussredakteur, der auf die gesunde Mischung achtet?

Ich besuche ein Seminar von Peter Berger und dem Journalistenverband DJV. Thema Pressearbeit 3.0: Cross-Mediales Erzählen. Peter Berger verteilt unter anderem  “10 Tipps für die Erstellung von Content und das Managen eines digitalen Magazins! So wirst du zum digitalen Blattmacher“. Quelle ist Coca-Cola Deutschland. Schon bitter, denke ich, dass gestandene Journalisten und PR-Berater sich von einem Softgetränkproduzenten Tipps geben lassen. Aber Berger geht es um das Beispiel eines Unternehmens, das ganz auf die klassische Homepage verzichtet,  nur noch als Online-Magazin vertreten ist und so besser als Marke im Gedächtnis bleiben will. Der Medienberater gesteht auch, dass ihn die vielen “sieben Gründe, warum Sie das hier unbedingt lesen sollten” nerven. “Aber das funktioniert einfach unheimlich gut”, sagt er. Will heißen, das wird häufig geklickt, geliked und geteilt. Siehe Tipp 2 der Cola Blattmacher: “… die harte Währung sind Clicks and Shares.”

Da allerdings müssen die Coke-Onliner selbst noch eine Menge dazu lernen. Die meisten ihrer Geschichten tragen nämlich die Triple-Null, null mal auf Facebook geteilt, null Tweets, null Linked-in. Und hier meine drei besten Gründe, warum das so ist. Einem Online Magazin im Look & Feel einer braunen Brause fehlt schlicht die

1. Authentizität: Es reicht nicht, sich den Anstrich von Sternmagazin oder Bildzeitung zu geben. Ich will mir doch nicht von einer Kalorienbombe sagen lassen, wie Lebensfreude geht.

2. Unabhängigkeit: Man muss nicht lange googeln, um festzustellen, es gibt viele Vorbehalte gegen den Konzern – etwa in Sachen Umweltschutz und Menschenrechte. Klar, ich erwarte nicht, dass das auf der Seite des Coca-Cola Journeys steht. Aber der soziale Anstrich “So unterstützt Coca-Cola den Transport von Medikamenten in Afrika” bekommt einen bitteren Beigeschmack. Eine simple Pressemitteilung wäre auch nicht schlechter, nur ehrlicher.

3. Sinnlichkeit: Wenn sich alles dreht, um “7 Gründe, warum der Sommer glücklich macht” oder “fünf Gründe, warum die Jungs den FIFA WM-Pokal verdient haben” (Was nur fünf? Setzen Schweinsteiger),  dann mag das unterhalten, gute Geschichten entstehen dabei dennoch nicht. Von Listen allein fühlt man sich nicht berührt, nur irgendwann ermattet.

 

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