Fragt der Schriftsteller den Studenten, was dieser denn studiere. „Wirtschaftsethik!“, antwortet der Gefragte voller Stolz. „Da werden Sie sich schon entscheiden müssen“, kontert der Schriftsteller, der übrigens Karl Kraus hieß und ein begnadeter Satiriker war. Was aus dem Studierenden wurde, ist nicht überliefert. Ein wenig erinnert mich die Diskussion über den Berufsstand der Journalisten an dieses Bonmot. So ist viel von neuem Unternehmergeist die Rede, das Medienmagazin der Journalist stellt jeden Monat Selbstständige vor, die sich mit ihrer Geschäftsidee gut über Wasser halten und Axel Springer will mit einem Satirevideo um die Bewerbung eines „Executive Managing Director for Kick-ASS-Multi-Channel Hammer Innovations“ kluge Strategen mit kreativen Ideen für sein Media Entrepreneurs Programm gewinnen.
Aber kommt bei so viel Kreativität und digitalem Zeitgeist am Ende noch guter Journalismus heraus? Geht es nicht in erster Linie um gutes Handwerk, sorgfältige Recherche und Redlichkeit, hartnäckiges Nachfragen und Hinterfragen, Relevanz und verständliches Aufbereiten, damit andere sich ihre eigene Meinung bilden können? Das findet zumindest der Blogger und Journalist Hardy Prothmann, der einst mit dem Heddesheimblog den engagierten, investigativen Lokaljournalismus berühmt machte und dann nach fünf Jahren das Blog einstellt – aus Mangel an finanziellen Unterstützern. Prothmann schreibt:
Das letzte, was der Journalismus mit Blick auf die Zukunft braucht, sind Midia Öndreprenörschips, die nur Darsteller-Journalismus sind.
Ja, da könnte was dran sein. Wer nur sich selbst darstellt, kann nicht der hartnäckige Nachfrager sein. Wer nur irgendeine, möglichst extreme, da aufmerksamkeitserregende Meinung verbreitet, kann nicht der freien Meinungsbildung dienen. Prothmann meint aber auch, dass Marketing, Vertrieb, Personalwirtschaft, Buchhaltung, Vertragsrecht und einiges mehr in einer Person unrealistisch seien. Aber gilt das nicht für jede Einzelgründung, von denen es doch viele gibt – und durchaus erfolgreich! Erstaunlich jedenfalls, dass der Beitrag nicht einen einzigen Kommentar erzielt – in einer Branche, die gerne selbst als Crowd auftritt und auch mal mit “Shit” um sich schmeißt. Zu kompliziert? Sicher, für ein kurzes “Gefällt mir” ist der Beitrag nicht geeignet, als Denkanstoß dagegen schon.