Benimmkurse für Onliner und Extremsmser

Benimmkurse für Onliner und Extremsmser

Mein IT-Berater wurde heute sehr früh geweckt, es war kurz nach Mitternacht. Von Frank oder war es Bernd, der sich sogleich entschuldigte. Nicht weil er noch so spät anrief, sondern weil er dem Angerufenen nicht persönlich bekannt war. Er sei der Freund des Bruders von Sonja. Der Name Sonja sagte meinem IT-Berater etwas, wenn auch nichts wirklich Gutes. Mein Computerdoktor ist ein gutmütiger Mensch, und so wurden auch Franks Fragen nach anfänglichem Murren ferndiagnostisch beantwortet. Ob es geholfen hat, soll hier nicht weiter interessieren: Es geht um die Schamlosigkeit des Erstkontaktes. E-Mails, SMS und Anrufe rund um die Uhr, wann immer es gerade in den Kram passt und egal, ob es dem Angerufenen passt. Vorbei die Zeiten, wo zwischen 13 und 15 Uhr (Mittagspause) nicht zum Hörer gegriffen wurde und nach 22.00 Uhr schon gar nicht. Das waren zugegebenermaßen Zeiten, wo noch Festanschlüsse (einer pro Privathaushalt) und nicht Mobilfunk das Leben dominierte. Nein, ich sage nicht, früher war alles besser. Ich will mich ja nicht älter machen als ich bin. Aber ich bin altmodisch: Wenn die Kommunikationsjunkies oder postindustrielle, adrenalingesteuerte Arbeiter-Avantgarde nicht in der Lage sind, sich in andere hineinzuversetzen, die einfach mal abschalten wollen, dann brauchen sie eben feste Regeln und Benimm-Kurse, die sie daran erinnern, dass es noch andere Lebensformen und -inhalte gibt und dass die bitteschön zu respektieren sind. Das gilt übrigens auch für Unternehmen, die sich immer mehr auf die Online Kommunikation verlassen, in der Presseabteilung oder in der Kundenkommunikation. “Mein Email Account wurde mit Spam überfüllt und irgendwann abgeschaltet”, schreibt mir ein Kunde. Daher habe er auch nie auf die Mails und Mahnungen reagiert – sie haben ihn schlichtweg nicht erreicht:

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