Vor ein paar Wochen habe ich angefangen, mit die App „Duolingo“ mein Spanisch aufzufrischen. Die App ist kostenlos, na ja nicht ganz, man gibt Daten und bekommt Werbung – und solche Übersetzungsübungen wie diese hier:
Aufgabe 1) Ellos habrían formado un equipo de futbol.
Meine Lösung: Sie hätten eine Fußballmannschaft aufgestellt.
Die richtige Lösung: Sie hätten eine Fußballmannschaft gebildet.
Okay, das ist natürlich näher dran am Original, aber ist meine Lösung falsch? Ja, das Tool zeigt mir die rote Karte.
Aufgabe 2) Habrían utilizado el artículo sin mí.
Meine Lösung: Du hättest den Artikel ohne mich genutzt.
Die richtige Lösung: Du hättest den Artikel ohne mich verwendet.
Ich bekomme wieder die rote Karte und werde allmählich sauer. Was für ein saublöder Satz! Und was für ein Artikel überhaupt? Ein Gegenstand? Klingt so oder so falsch.
Aufgabe 3) Habrían considerado un deporte diferente.
Meine Lösung: Sie hätten eine unterschiedliche Sportart erwogen.
Die richtige Lösung: Sie hätten eine andere Sportart erwogen.
Ich bin eigentlich mächtig stolz, dass ich auf dieses geschwobelte „erwägen“ gekommen bin. Aber sinnlose Satzformationen zur stumpfen Grammatikschulung habe ich schon zu meiner Schulzeit gehasst. Von der App habe ich mich erst mal verabschiedet.
Kurz darauf hätte ich fast meine beste Kundin verloren, weil wir uns wegen einer Projektmanagement-Software mächtig in die Haare gekommen sind. Die Software verlangt, Anfangs- und Abschlussdaten zu setzen, selbst wenn es sich nur um erste Ideen handelt. Und wenn man dann mit seiner Mailadresse in die „Zusammenarbeit“ eingebunden ist, bekommt man automatische Zuteilungen wie „#1444 : 15.2. Iview ZAL“. Ich bin dann panisch geworden und den Projektzielen vorausgeeilt, was gar nicht erwünscht war.
Da habe ich mich schon gefragt, ob Software noch dazu da ist, uns die Arbeit zu erleichtern oder ob wir nicht längst dazu da sind, es der Software möglichst einfach zu machen.
War früher die Welt noch in Ordnung? Zumindest hatte Sundar Pichai seine Freunde und die Familie um sich, ihm hat es in Indien an nichts gefehlt, wozu brauchte er da ein Telefon?! Heute hat er vermutlich mehrere Telefone und ist auf jeden Fall immer online im Silicon Valley, denn das Unternehmen, das er führt, hat eine große Mission: Es will zukünftig transparenter werden und das Leben der Nutzer noch einfacher machen.
Oder anders gesagt, die Welt war einfach, dann kam viel Technik, um es noch einfacher zu machen. Aber die Technik brachte auch jede Menge Komplexität mit sich, die Google nun wieder komplex einfach machen möchte. Aber das wird nicht gelingen, weiß der Google-Chef selbst, wie er der FAS anvertraute:
„Die Welt ist komplexer geworden, und ich bin mir nicht sicher, ob wir diese Komplexität immer wollen, aber sie ist ein Teil der modernen Welt.“
Google-Chef im Interview mit der FAS, 27. Januar
Wie wir uns auf die moderne Welt vorbereiten, ist am 28. April in der FAS, Beilage Beruf &Erfolg nachzulesen: „Disrupt yourself!“