Sollten Unternehmer oder gar Gründer Journalisten besser behandeln als andere Zielgruppen, womöglich als die Kunden? “Bestechungstarife” werden die Sonderkonditionen auch gerne mal in Journalistenkreisen genannt und das zeigt schon, wie durchschaubar die Absicht dahinter ist: Niemand hat generell etwas zu verschenken und wer über die Sonderbehandlung vom Journalisten eine positivere Berichterstattung oder besondere Treue erwartet, wartet meistens vergeblich. Meine Erfahrung: In den Besitz eines gültigen Presseausweises kommen auch Schülerzeitungsredakteure, Volontäre und freie PR-Berater. Und sie sind es denn auch, die gerne mal nach Sonderkonditionen fragen. Das ist beim Chef vom Dienst oder Redaktionsleiter schon deshalb höchst selten der Fall, weil Selbstverständnis und Position es verbieten zu fragen. Auf dieser Ebene wird man gefragt – Sonderbehandlung vorausgesetzt!
Zugegeben nur die wenigsten Journalisten zählen zu den ganz Unbestechlichen. Auch ich lehne nicht jede Sonderbehandlung ab, nehme schon mal den günstigeren Handytarif oder den Rabattflug in Anspruch. Eine bessere Berichterstattung gibt es dennoch nicht, worüber sollte man da auch in diesem Zusammenhang schreiben? Darüber, dass sich so mancher Presserabatt bei genauer Betrachtung als Luftnummer entpuppt? So ging es mir bei den Air Berlin Journalistenbuchungen. Ganze zwölf Mitarbeiter kümmern sich darum, das heißt es gibt richtig gut zu tun. Ist schließlich auch ein gutes Angebot, 50 Prozent Ermässigung für den Journalisten und eine Begleitperson. Ich bin jedenfalls begeistert, erst einmal. Dumm nur, dass ich Schulkinder habe, in den Ferien reduziert sich die Ermäßigung um 25 Prozent. Bleiben immer noch 25 Prozent auf den Flugpreis und null Prozent auf die Luftsicherheitskosten, auf Kerosinzuschläge (einmal ab Deutschland, einmal ab Ausland), Steuer und … Okay, diese unfeine Praxis der nachträglichen Preisaufschläge Air Berlin in die Schuhe zu schieben, wäre wahrlich unfair. (Andere Gesellschaften wie Ryanair nehmen schon Geld fürs Gepäck und für die Bezahlung per Kreditkarte). Aber es bleibt ein schaler Nachgeschmack, wenn am Ende in der Gesamtrechnung steht: 1.830 Euro von Hamburg nach Malle für fünf Personen und keine Ermäßigung für Kinder über 12. “Air Berlin ist durchaus ein sehr familienfreundliches Unternehmen”, sagt Mitarbeiterin Daniela Behm. Wenn damit Plastikspielzeug für alle unter 12 gemeint sein soll, würden wir lieber drauf verzichten. “Wegen der Kerosinzuschläge bleibt kein Urlauber zu Hause”, meint Klaus Laepple, Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV). Zu Hause nicht, aber durchschnittlichen Familien mit Schulkindern geht auf dem Luftweg ganz schön die Puste aus. Oder sie bleiben gleich am Boden und reisen mit der Bahn (wenn die nicht gerade streikt): Da sind Kinder bis 15 Jahre, die mit den Eltern reisen, ganz kostenfrei. Das ist doch mal familienfreundlich – und umweltfreundlich sowieso. So gesehen können die Kerosinzuschläge gar nicht hoch genug sein – Malle einmal und nicht wieder…
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