Jetzt haben Sie also Ihre Pressemitteilung verfasst. Sehr schön! Und schicken diese über den selbstgebauten oder gekauften Verteiler, nutzen vielleicht sogar kommerzielle Dienste wie ots oder ddp direct – und wundern sich. Darüber, dass Sie Ihre Pressemitteilung gar nicht oder nur in überarbeiteter Form online und gedruckt wiederfinden. Mit Verlaub, aber sollte das so sein, zeugt es nicht gerade von einem echten (demokratischen) Verständnis der Medien. Ein guter Journalist muss Ihre Meldung prüfen, überarbeiten, in größere Zusammenhänge stellen, sonst ist er keiner. Aber vielleicht passiert ja jetzt etwas anderes, so heute bei meinem Kunden geschehen: Man nimmt sie wahr und Ihre Expertise ernst – und bittet um ein kurzes Gespräch. Nicht hundertprozentig auf Ihre Pressemitteilung, aber immerhin auf Ihr Unternehmen und den Markt bezogen. Vielleicht sogar überregional, von einer renommierten Tageszeitung. Was aber sagt mein Kunde:
Was ein Interview heute noch? Was soll mir das schon bringen? Nein, davon will ich mich nicht hetzen lassen. Ich habe hier noch so viel auf dem Zettel. |
Ganz ehrlich: Eine Tageszeitung hat nun einmal bei aktuellen Themen keinen wochenlangen Vorlauf und das ist gut so. Das mag gerade zeitlich bei Ihnen überhaupt nicht passen, dann sagen Sie es am besten gleich. Aber wenn es irgendwie geht, sollten Sie den Dienstleistungsgedanken auch gegenüber der Presse ernst nehmen und einfach mal die Brille des anderen einnehmen. Der will Sie nicht hetzen, sondern fragt bei Ihnen an, weil er gerade ein aktuelles Thema bearbeitet und sich von Ihnen dazu einen weiterführenden Beitrag erhofft. Damit sind Sie für diese Geschichte Experte und Zitatgeber, aber keinesfalls Gejagter. Sie dürfen stolz darauf sein.