Was haben Spargelstecher, Ingenieure und Managementberater gemeinsam? Sie werden allesamt händeringend gesucht. In welche Berufe aber streben junge Leute? Mediengestalter, Mechantroniker oder gar Superstar. Bei Dieter Bohlens letzter Staffel bewarben sich fast 30.000 junge Leute. Bei Germany’s Next Topmodel waren es fast 20.000. Weit abgeschlagen dagegen Fleischer, Schornsteinfeger oder Bäcker. Warum? Ihre Berufsbezeichnungen sind schlicht nicht visitenkartentauglich, haben ein angestaubtes Image aus Märchenbücher und gelten als anstrengend, ermittelte das
Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB).
Was können also Unternehmen tun? Die angestaubte deutschsprachige Bezeichnung durch eine englischsprachige ersetzen ist sicherlich ein zweifelhaftes Unterfangen, auf das die wenigsten Bewerber hereinfallen werden. Unternehmen müssen sich als Marke etablieren, anschaulich vermitteln, wie der Arbeitsalltag bei ihnen aussieht und welche Perspektiven sie vermitteln. Das verlangt etwas Engagement, aber lässt sich mit Hilfe moderner Technologien durchaus zeitsparend vermitteln: Beispielsweise durch ein digitales Self-Assessment in denen Interessenten anonym und damit entspannt prüfen können, ob der Beruf zu ihren Vorstellen, Interessen und Fähigkeiten passt. “Der Fachkräftemangel kostet unsere Volkswirtschaft jährlich über sieben Milliarden Euro”, stellte VDI-Direktor Willi Fuchs die ökonomischen Auswirkungen beim Ingenieurmangel dar. Mich wundert immer, wie die Unternehmen über Nachwuchsmangel klagen und nach mehr Unterstützung vom Staat rufen – als hätten sie es nicht selbst gewusst und dazu beigetragen. Mehr als 70 Prozent, der in einer Umfrage vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln befragten Unternehmen fordern mittlerweile die Stärkung des technisch-wissenschaftlichen Unterrichts als wichtigste politische Maßnahme gegen den Fachkräftemangel. Was für ein spätes jehes Erwachen!