Eigentlich habe ich meine kleine Trilogie mit einer „Not-to-do-list” fortsetzen wollen, aber inzwischen sind die Listen der Dinge, die wir nicht tun dürfen, sollen oder sollten, so lang, dass ich müde wurde, eine eigene zu verfassen. Gibt es nicht schon zu viel davon?
So @Steffi721981 mit 15 goldenen Corona Regeln auf Twitter. Natürlich spitz formuliert, sonst würden ja nicht so viele Likes fließen wie bei Regel 1: „Sie dürfen im Prinzip das Haus nicht verlassen, aber wenn Sie es möchten, dann eigentlich schon…“ (Und ja, zum Glück haben wir diese Regel!) Oder Regel 8: „Tiere sind nicht betroffen. Aber es gibt eine Katze, die positiv getestet wurde. Hier und da ein Löwe und ein Tiger. Selten Hunde. Eigentlich keine Hunde. Das Virus kann auf Oberflächen haften, aber nicht auf dem Fell eines Hundes.“ Schließlich das große Rätsel, unter 12: „Wir sollten so lange zu Hause bleiben, bis das Virus verschwindet, aber es wird nur verschwinden, wenn wir eine kollektive Immunität erreichen…“
„Es gibt keine ewigen Tatsachen, so wie es keine absoluten Wahrheiten gibt.“
Friedrich Nietzsche
Anders formuliert, niemand weiß es ganz genau, nicht mal die Virologen. Ist aber auch kein Grund, sich darüber aufzuregen oder gar zu diffamieren. Wir stehen halt noch am Anfang. Der Forschung und der Pandemie – und hoffentlich nicht am Ende der Demokratie, wie manche befürchten. Oder der Wirtschaft.
Obwohl man sich bisweilen wundert. Etwa, wenn die Kundenberatung der Postbank vor Ort plötzlich nicht mehr zu erreichen ist: „Die Nummer ist nicht vergeben“, so die sonore Stimme, egal, welche Endziffer ich probiere. Und in der Zentrale in Bonn weiß man nichts oder will lieber nicht wissen. Skurriler Tipp der Hotline: „Am besten gehen Sie in die Filiale und fragen, ob der Kundenberater noch da ist!“ Im Ernst? Ist es das, was die Postbank unter der Losung „der Schutz unserer Kunden und Mitarbeiter steht dabei an erster Stelle“ versteht?
Abstand halten, aushalten – die Ungewissheit und die Fristlosigkeit der Einschränkungen. Haushalten und gern auch zusammenhalten. Alles richtig, alles so gut es eben geht.
Aber manchmal sollte man eben auch Abstand nehmen:
- von täglichen Corona Extras und Sondersendungen, die auch nichts Neues bringen,
- vom Krisen-Getwitter,
- vom stundenlangen Streaming und Zooming, weil digitale Tools eben doch nicht jede Kluft überbrücken können.
- Abstand aber auch von jeglicher Borniertheit! (Wo Zoom für Sie Sinn macht, Sie das aber noch nie gemacht haben, lassen Sie sich helfen.)
Die Belohnung für Ihre Informationsdiät: Täglich frisches Grün vor blauem Himmel tanken, dem Vogelgezwitscher lauschen, Lichtspielen am Abendhimmel zusehen – und einfach nur sein, hier, jetzt und hoffentlich Corona-frei. (Dazu gibt es einen neuen botanischen Stadtführer von Thomas Schmidt. Motto: Auf ins Grüne – was sonst!)
Uups, aus einer Not-To-Do-Liste ist jetzt eine To-Do-Liste geworden. Ach, machen Sie doch, was gerade noch so geht und was gefällt. Aber bitte mit Abstand und Anstand!