“Ich bin aufmerksam für mich und den anderen”. Dieses Zitat aus einem Abendblatt-Artikel stellt eine Unternehmensberaterin ins Xing-Forum (Wirtschaftsfaktor Sprache: Mehr verkaufen durch geschickten Spracheinsatz – was es nicht alles gibt). Sie fragt: Welche Meinungen gibt es dazu? Was denken Sie, was denkt Ihr? Natürlich beziehen sich die Antworten der Forumteilnehmer jetzt auf dieses schräge Zitat, das die Gesprächspartnerin Claudia Kirsch so gesagt hat und das mir sehr in Erinnerung geblieben ist. Warum? Weil es grammatisch nicht korrekt ist und damit schon mal auffällt. (Nicht umsonst füllt Sprachbesserwisser Hermann Schreiber jeden Samstag das Abendblatt mit seinen “Ich sag mal”-Beiträgen ) Aber auch weil mich die Wendung positiv überrascht hat. In meinen Ohren klingt die Präposition “für” viel zugewandter als das grammatisch korrekte “gegenüber”. Viel furchtbarer jedenfalls als den “Threadtitel” (dies ein Begriff aus dem Forum, der auch gut in Schreibers Kolumne landen könnte) finde ich die Bewertung “*schmerzverzerrtesgesichtmacht*” im selben Beitrag. (Schreiber, sag mir, was bedeuten die Sternchen? Ist das gutes Deutsch?) Aber egal, ob schräg, furchtbar oder überraschend positiv, solche Diskussionen im Abendblatt oder bei Xing belegen doch nur, wie sehr Sprache lebt und wie viel Aufmerksamkeit wir ungewöhnlichen Wendungen geben.
Versäumen wir eigentlich was, wenn wir Sprache nur noch als Gerede nutzen?, fragt Schreiber. Mit Sicherheit. Aber noch viel mehr versäumen wir, wenn wir das Gerede über Sprache vergessen.