Liebe Else Buschhauer,
zehn erfolgreiche Blogger-Jahre sind genug, sagen Sie im Spiegel-Interview. Weil Sie inzwischen alles auf seine Verwertbarkeit im Blog prüfen und keine Geschichten mehr kreativ reifen lassen können:
Bloggen, das sind viele kleine Fehlgeburten, abgetriebene Gedanken, aber eine Geschichte zu einer großen, geschlossenen Form zu bringen, das hat Majestät. |
Das ist die kreative Seite der Geschichte. Ein interessanter Gedanke, wie ich finde. Wenn man alles sofort im Netz veröffentlicht, geht der große Wurf verloren. Ich glaube, da ist was dran. Entweder Bloggen ist eine einsame Sache, die man für sich selbst oder seltene Gäste, Geschäftspartner macht, so wie ich es mit diesem Blog versuche (aber auch nicht immer von der Sinnhaftigkeit überzeugt bin). Oder man hat ein gut besuchtes prallgefülltes Blog, das stets am Leben gehalten werden will mit Kommentaren, Feeds und Links. Dann stellt sich aber früher oder später die Frage der Finanzierung: Hat ein Verlag daran Interesse, dann geht es, sonst eher nicht. Das ist die ökonomische Seite der Geschichte – und diese macht mir ein wenig Sorge: Die Leser haben sich an Kostenlos-Inhalte gewöhnt, sie greifen weniger zur Zeitung und das Buch verkommt zur Geschenk-Krücke. Dazu noch dieser Trend zur kurzen, unausgereiften Twitterei. Eine Erfindung der Kommunikationsbranche, die hauptsächlich von ihr selbst genutzt wird, wie eine Umfrage unter 1.800 Twitterern ergab – und durchaus glaubhaft, wie mein Kunde betont: “Wenn hat denn sonst Zeit für so viel überflüssige Kommunikation, wenn nicht die Kommunikationsprofis selbst.” Eine Droge zum Abgewöhnen, wie Sie sagen:
Für mich verhält sich das Twittern zum Bloggen wie Methadon zum Heroin – ich muss von der Droge loskommen. |
Wenn das so ist, dann war ich nie abhängig, nicht vom Schreiben, vom Bloggen und schon gar nicht vom Twittern. Aber die Schere im Kopf, die kenne ich auch: Ist das nicht zu lang, wer soll das lesen, muss es nicht bunter, animierter sein und verkauft sich nicht ein Video viel besser als ein paar Zeilen?
Liebe Else Buschhauer, ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Sonnenuntergang schauen, Schreiben und Schreddern.
Ihre Deike Uhtenwoldt
PS. Entschuldigen Sie die Form der Anrede, wir kennen uns ja gar nicht. Ich habe weder Ihre Bücher, noch Ihren Blog gelesen. Aber jetzt bin ich neugierig geworden, auf Ihr erstes Blog- und Twitterfreies Buch. Vielleicht findet es ja eine Leserin mehr!