Gestern habe ich Post vom Anwalt erhalten. Was ist an diesem Satz verkehrt? So ziemlich alles, es war nicht gestern, aber das spielt nun wirklich keine Rolle. Die Post kam als Mail, Wichtigkeit „Hoch“ und es schrieb nicht der Anwalt, sondern seine Fachangestellte, und zwar betreffend Aktenzeichen Uhltenwoldt (kleiner Fehler, große Wirkung, auch hier) unter einem eingescannten Briefkopf, dreimal so raumergreifend wie die eigentlichen neun Worte:
Sehr geehrte Frau Uhtenwoldt,
siehe Anlage!
Mit freundlichen Grüßen
Dieser äußerst kurze, aber alles andere als überzeugende Dialog wiederholte sich bei jeder Kommunikation, inklusive der Rechnungsstellung, die dann ausnahmsweise in Form von zwei Anhängen daherkam, ein nicht unterschriebenes Anschreiben und eben die Rechnung, die übrigens auch noch ein „Entgelt für Post- und Telekommunikationsdienstleistungen gem. Nr. 7002 VV (pauschal) von 20 Euro“ enthielt.
Kurz, kürzer, Kanzlei? Ich habe erstens die Mail ignoriert, weil die meisten sich selbst als hochwichtig einstufenden Meldungen sowieso in meinem Spamordner landen. Zweitens nach der Erinnerungsmail auf Postversand bestanden, wenn ich schon das Porto pauschal bezahlen musste und drittens beschlossen, diese Kanzlei in Zukunft zu meiden.
Merke: es sind die kleinen Dinge, die Großes bewirken können. Und manchmal müssen das auch die Großen lernen. So wie der türkische Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan mit seiner Einmischung ein Satirevideo, das normalerweise nur 350.000 Zuschauer ansehen, in der ganzen Welt bekannt machte. Oder wie Jan Böhmermann mit seinem Griff ins Klo zwar die Aufmerksamkeit erregte, die er wollte, aber nicht unbedingt seinen Ruf verbessert hat. Oder wie zunächst eine schlichte Mail, dann 80 Gigabyte Datenmaterial erst einen Dienstleister für Briefkastenfirmen, schließlich den Glauben einfacher Leute an ehrlichen Reichtum ins Wanken bringen können. Krisenkommunikation ist eben etwas für Profis – und selbst die können nicht in jedem Fall helfen. Gute Kommunikation mit dem Kunden auf jeden Fall die Basis einer erfolgreichen Zusammenarbeit und Umgang mit den Unwägbarkeiten des Alltags ein Pflichtfach für jedermann. Schließlich sind sie es, die Schätze bergen können, wie meine Tochter in Jeffrey’s Bay erfuhr:
“Sometimes the wrong choices take you to the right places and lead you to the best memories!”