Nein, auf Facebook möchte meine Tochter auf keinen Fall mit mir befreundet sein. Aber in den Einträgen meiner Facebookfreunde herumspionieren, das geht. “Oh Gott, ich glaube, ich muss meinen Account löschen”, sagt sie, nachdem sie eine Weile gelästert und gelacht hat. “Das ist ja nur noch ein Selbstdarstellungsprogramm für alte Leute.”
Ich gebe zu, ich bin auch manchmal erstaunt, was manche Leute so posten. Aber das ist keine Frage des Alters, eher der Haltung. Ob nur eigene Eitelkeiten gehuldigt oder auch neue Anstöße gegeben werden. Letzteres gelingt anderen übrigens weit besser als mir: Ein Freund, vom Alter her näher dran an mir als an meiner Tochter, postet wirklich nur, was er empfehlen kann, was neu ist und das digitale Leben ein wenig einfacher macht. Aber ganz gewiss niemals ein Bild seiner vier Monate alten Tochter. Die soll selbst einmal entscheiden, ob und was sie auf Facebook will. Oder auf einem anderen sozialen Netzwerk, das dann gerade im Trend liegt. Oder auf gar keinem.
Vielleicht ist ja 2014 das Wendejahr zu neuem Digitalen. “Die Arbeitswelt ändert sich, die Menschen bleiben.” Ein schöner Spruch, wie ich finde. Er stammt aus dem XING Magazin. Nein, gemeint ist nicht das Wiener Kulturheft, sondern die digitale Business Plattform, die Ende letzten Jahres den gedruckten “Spielraum” herausgebracht hat. Erst mal nur ein Pilotprojekt, aber eines, das sich gut lesen lässt. Was ja wohl so viel heißt wie, es geht immer und überall um reale Kontakte, das digitale ebnet einfach nur den Weg. Schneller und direkter.
“Comeback des Print” titelte gerade, nicht ganz uneigennützig, Springers vorletzter Tageszeitungstitel, die Welt am Sonntag. Eine Seite weiter, geht es um die “Herausforderung in Echtzeit”, Print-Titel, die digital werden und Online-Pioniere, die in das Zeitungsgeschäft einsteigen. Ebenso wie es in zwei aufeinanderfolgenden Xing-Newsletterausgaben einmal heißt “Wird die Paywall zur Failwall” und dann wieder “Seht her, sie zahlen doch!” Man kann es so oder so drehen – und wenden. Fakt ist, wir müssen uns auf neue Zeiten einstellen. So wie die Kollegin, die sich gerade vom Reisejournalismus verabschiedet, weil das einfach nicht mehr läuft, und die einen neuen Rezensionsblog und sich selbst als Interims-Redaktionsleitung aufbaut. “Es nützt ja nichts”, sagt sie. “Wenn ich nichts unternehme und keine neuen Wege einschlage, wird erst recht nichts passieren.” Im nuklearen Printwinter schon gar nicht.