Einseitig und eingestellt: Ärger der Woche, Computer Bild

Einseitig und eingestellt: Ärger der Woche, Computer Bild

Was gibt es Neues in 2011? Eine Computer Bild ohne den “Ärger der Woche” beispielsweise. Sicher keine weltbewegende Nachricht, aber vielleicht doch ein Symbol, dass solche Servicerubriken in Zeiten des Web 2.0 nicht mehr zeitgemäß sind. Sie verhelfen längst nicht mehr in erster Linie den Betrogenen und Verzweifelten zu ihrem Recht, sondern bieten Dauernörglern und Querulanten mit ganz viel Zeit ein Forum. (Wer das nicht glaubt, braucht nur einmal die gleichnamige Rubrik der Servicewebseite airlinetest anzuschauen – da beschweren sich Billigflugnutzer darüber, dass der gebuchte Service nicht der Luxusklasse entspricht…)

Mehr Ärger als Ehre erntete die Computer Bild Redaktion mit ihrer Rubrik, weil deren Größe gar nicht die aufwändige Recherche rechtfertigte, die aber nötig gewesen wäre, um alle Seiten der Streitfälle zu beleuchten. Dies war jedenfalls im Falle meines Kunden, der Online-Videothek Video Buster schlichtweg unter den Tisch gefallen. Ein Kunde hatte sich in Ausgabe 26/2010 darüber beschwert, dass er von der Mitgliedschaft ausgeschlossen wurde, nachdem von vier bestellten Filmen nur einer auf dem Postweg angekommen war. Was die Computer Bild als knallharte Reaktion anprangerte, hatte allerdings eine Vorgeschichte: Der Kunde hatte den Service beschimpft, seinen Account gekündigt, mit Strafanzeige gegen Unbekannt, schließlich mit Presseveröffentlichungen gedroht. Für diese Vorgeschichte hat sich die Computer Bild aber nicht interessiert: der Anwalt hat lediglich die Post befragt. So blieb ebenfalls unerwähnt, dass dem Kunden alle Leihgebühren rückerstattet und seine Daten wunschgemäß gelöscht wurden.

Auf die Beschwerde von Video Buster schlug die Redaktion die Veröffentlichung eines Leserbriefes vor. Bedingung: rund 600 Zeichen und ohne Schuldzuweisung. Der Support formulierte brav und freundlich, Computer Bild Chefredakteur Manfred Barth befand: Das sei für die Leser jetzt nicht mehr nachvollziehbar und sollte lieber direkt an den Leser geschickt werden – “… mit ner Flasche Wein oder so”! Ja, geht es noch? Der Kunde soll zwar König sein, aber deshalb ist der Dienstleister noch lange kein Narr, der sich beschimpfen und bedrohen lassen muss. Auch nicht von so einer aufgeblasenen Rubrik wie dem “Ärger der Woche”, die schon wieder Geschichte ist.

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