Schlechte Stimmung bei den Journalisten bei großen Verlagen wie Axel Springer oder Gruner & Jahr. Nein, es ist nicht das Ende des Wirtschaftsjournalismus oder der Lokalzeitung, aber der goldenen Zeiten allemal. Sinkende Auflagezahlen und zögerliche Anzeigenkunden; eitle, erfolgsverwöhnte Chefredakteure und Verlagsmanager, denen es nicht um Qualität, sondern um schnellen, kostengünstigen, populären Stoff zwischen den Anzeigenblöcken geht. In diesen Zeiten wird das Internet schnell zum Sündenbock. “Allen Ressortleitern im Hamburger Abendblatt wurde kurzerhand auch die Online Ressortleitung übertragen”, berichtet ein Abendblatt Redakteur und es ist nicht klar, ob er sich über diese neue Aufgabe freuen soll. Einfach nur die Printinhalte Online zu stellen, genüge schließlich nicht mehr, so die Anweisung der neuen Chefredaktion. Online ist daher in Zeiten knapper Budgets und des Stellenabbaus eine zusätzliche Belastung für die Kollegen, statt eine Chance. Sie fühlen sich entwurzelt, wie Thomas Knüwer in seiner vielkommentierten Journalismus-Analyse schreibt. Für den Handelsblatt-Redakteur stehen sie nicht mehr im Leben, weil sie der Zeitgeist nicht mehr umtreibt: “Sie melden sich nicht mal unter falschem Namen bei StudiVZ, Facebook, Myspace oder Twitter an”, so Knüwer. Investigativer Journalismus ist sicher eine gute Sache, aber gehört das denn zum Standardprogramm eines guten Lokal- oder Wirtschaftsredakteurs? Ist das nicht wiederum eine Selbstüberschätzung der Internet-Marketing-Gurus? Twitter, was ist das eigentlich genau? Der Höhepunkt von Belanglosigkeiten und Seelenstreaptease, sagt die einen. Der ultimative Kick der Selbstdarstellung, die anderen. Markus zeigt mir, was geht und ehrlich, das überzeugt mich nicht. Dass jemand sich auf Kartoffelsuppe freut oder gerade den Bus verpasst hat, interessiert mich nicht wirklich, selbst wenn ich die Person kenne. Kein Wunder, dass renommierte Vereine wie Werder Bremen nur drei Followers für ihren völlig inhaltsleeren Twitter finden. Und mag Bayern München die Tabelle auch anführen, was heißt das schon. Alle Einträge sind eh nur auf kurze 140 Zeichen begrenzt. Das ist wie beim Radio, als man die Wortbeiträge gesenkt hat und nur noch Musik und Werbung gesendet hat: Entstanden ist ein Nebenbeimedium, das austauschbar ist. Blogs, Mails, Social Networks, alles unnütze Zeitfresser, sagt einer meiner Kunden, der Twitter vermutlich noch nicht einmal kennt. Okay, widme ich mich also wieder dem richtigen Geschäftsleben…
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