“Wozu eigentlich die Pressesprecher fragen, wenn die sowieso nichts sagen?”, fragt ein Tagesschau-Journalist und führt den Sprecher der Südwestmetall beim Thema Alterteilzeit in den Tagesthemen vor: “So ein Tarifvertrag ist immer ein Kompromiss und in einem Kompromiss wahren beide Seiten ihre Gesichter”, erklärt Hubertus Engemann. Wohl wahr und weise, bemerkt der Journalist lakonisch.
Wahr ist, dass manche Pressesprecher nicht zum Förderer, sondern Verhinderer von Veröffentlichungen werden. Wenn jede klitzekleine Anfrage erst über die Pressestelle laufen muss und jedes knackige Zitat schnell wieder weichgespült wird, dann überlege ich mir schon, wie ich mittelständische Beispiele bei durchaus unternehmensfreundlichen Geschichten wie Nachwuchsmarketing oder Teilzeitlehrstelle lieber klein halte. Anders ist das in der Regel bei Agenturen, die gerne ihre Themen, Ansprechpartner und Meldungen durchdrücken. Was aber wenn die tatsächlich eine echte News haben, die sie allen Kontakten gleichermaßen schnell zukommen lassen wollen: Der Tageszeitung ebenso wie dem Online Redakteur, dem Fachmagazin in wöchtlicher Auflage ebenso wie dem Blogger? Ist es da nicht gerecht, wenn man Redaktionen mit längerem Vorlauf vorzeitig bedenkt. Aber richtig Online und Offline sind da gar nicht haarscharf zu trennen. Was bleibt der Agentur, die auf ein neues Tool hinweisen will, das noch gar nicht online ist, oder auf eine Fusion, die noch geheimgehalten bleiben soll, anderes übrig als eine Sperrfrist einzubauen. Handelsblatt-Journalist Thomas Knüwer spricht da von der aufgeblasenen Lächerlichkeit der Sperrfrist, an die er sich nicht zu halten gedenkt. Schade eigentlich. Natürlich mag man über den Wert von neuen Netzwerken oder Online-Angeboten streiten. Aber wenn man die Nachricht berichtenswert findet, kann man sich doch auch an ein vorgegebene Frist halten. Eine Frage des Vertrauens, keine rechtliche Norm.