Kindheit ohne App: Waren analoge Jahre intensiver?

Kindheit ohne App: Waren analoge Jahre intensiver?

Schon mal einen Nachmittag offline gewesen und schon ist abends der Briefkasten voll. Unter anderem mit dieser News:

news aktuell sorgt dafür, dass Ihr Pressematerial auch mobil via App verfügbar ist. (…) Journalisten können sich so auch unterwegs unkompliziert und übersichtlich über Ihre Neuigkeiten informieren.

Na prima, denke ich. Das was ich am wenigsten gebrauchen kann, ist, wenn mich unterwegs auch noch die Meldungen von neu zertifizierten Wanderwegen oder Gewinnern des Crystal Cabin Awards verfolgen. Aber das ist natürlich die alte analoge Denke. Längst bestimmen die User, welche Rubriken sie interessieren und von welchen Unternehmen sie “Alerts”, also Hinweise auf News, erhalten wollen und – ganz wichtig – welche Nachricht sie sogleich über Facebook oder Twitter weiter verbreiten wollen.  50.000 Mal sei die App bereits heruntergeladen worden, behauptet news aktuell in dem eigens gestalteten Youtube-Video. Was nicht bedeutet, dass jede Meldung 50.000 Mal gelesen wurde. Im Gegenteil. Ich behaupte, Ihr Unternehmen ist weder bei der Push-, noch der Pull-Funktion dabei. Weil Sie eben nicht der ADAC, die Deutsche Messe AG oder Sky sind. Sie sind ein ganz normaler Mittelständler oder ein dynamischer Jungunternehmer und Sie haben keine Chance, wenn Sie nicht neue Wege der Kommunikation jenseits der ausgetretenen Pfade von Pressemeldungen gehen. Welche das sind? Das kommt ganz auf Ihre Zielsetzung und den Ansprechpartner an. Was mich betrifft, so haben da durchaus alte analoge Pfade ihren Charme. Und das ist nicht nur ein Zeichen meines fortgeschrittenen Alters, wie ich im Gespräch mit meinem zehn Jahre jüngeren IT-Berater feststellte. Der schwärmte mir von seiner analogen Kinder- und Jugendzeit vor, bis ihn mit 17 die ersten Rechner gefangen nahmen. Die Erinnerung an diese analogen Jahre seien intensiver im Vergleich zu den digitalen und beim Thema Pfadfinderzeiten kam er fast richtig aus sich raus – bis wieder eines seiner drei Handys  klingelte. “Ach, manchmal könnte ich alle Smartphones gegen die Wand klatschen”, seufzte er, um sich dann doch kurzatmig und hektisch auf das Gespräch mit einem anderen Kunden einzulassen, der auch wieder nur ein dringendes Rechnerproblem hatte. Vergessen wir nicht: Virtuelle Welten sind nicht die Realität, ebensowenig wie das gedruckte Wort wahr sein muss. Da fällt mir noch das Gespräch mit der Geschäftsführerin einer Bildungsinitiative ein. Der hatte die Werbeagentur geraten: “Vergiss die Imagebroschüre. Geh mit den potenziellen Partnern einfach einen Kaffee trinken und erkläre ihnen deine Idee.”

Hinter jedem Spielzeug eine App?

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