Googeln ist kein Recherchieren

Googeln ist kein Recherchieren

Ich muss zugeben, ich recherchiere ziemlich viel über Google. Potenzielle Interviewpartner, Kontaktadressen, Begriffe und Informationen. Kein Tag ohne Internetrecherche. Zum Glück recherchiere ich aber immer auch noch abseits des Netzes, am liebsten vor Ort. Wenn es schnell gehen muss oder viele Gesprächspartner, dazu noch an unterschiedlichen Orten befragt werden wollen, dann auch telefonisch. Am Telefon hatte ich dann auch vor einiger Zeit die Karriereberaterin Svenja Hofert, die verkündete: “Googeln ist kein Recherchieren.” Ganz schön bitter, dachte ich, wenn man bedenkt, wie viel Zeit ich damit zubringe. Es ging bei dem Interview allerdings nicht um journalistische Recherche, sondern um das Thema Existenzgründung und wie man sie gesund und erfolgreich umsetzt. Und da plädiert die Autorin eben für eine gründliche Recherche und das heißt, das Gespräch mit drei Experten, die eine Geschäftsidee möglichst kritisch hinterfragen und damit voranbringen. Solche Experten zu finden, das geht wiederum im Internet. Sie für sich zu gewinnen, ein Honorar auszuhandeln, das geht am Telefon. Sie zu einer Expertenrunde an einen Tisch zu holen, das funktioniert nur offline.

Lieber langsam wachsen als schnell untergehen

Lieber langsam wachsen als schnell untergehen

Aber eigentlich ist es auch ganz logisch, wovon sollten die vielen selbsternannten und echten Coaches, Ärzte und Psychologen leben, wenn all ihr Wissen schon im Netz vorhanden wäre? Dann möglichst noch auf die individuelle Fragestellung zugeschnitten? Aber die Aussage ist für mich auch eine Mahnung, eigene Onlinezeiten kritisch zu hinterfragen und gegebenenfalls einzuschränken. Denn natürlich haben wir zu viel: Zu viele Klamotten im Schrank, Kalorien auf der Hüfte und zu viele Kontakte im Netz. Und schon bieten findige Coaches da auch wieder Abhilfe. Unter der Überschrift: “Überkommuniziert, aber uninformiert” ein Online-Seminar von der Digital-Therapeutin Anitra Eggler. Da geht es dann darum, wie “produktivitäts- und profitvernichtende” Kommunikationsauswüchse beherrscht werden können. So mancher in meinem Netzwerk beherrscht das schon: Nur einmal am Tag an die Mails und nur ganz knapp antworten, keine Fragen aufwerfen, Scherze, Smalltalk und Smilies vermeiden, offiziellen Touch geben, wenig direkte Anrede, rät beispielsweise Blogger Sascha Lobo. So kriegen Sie dann Mails so nüchtern und spröde wie ein Schreiben vom Finanzamt. Garantiert grauenvoll und unpersönlich. Aber ist schon wahr: Die gekonnt und ausführlich formulierte Mail wird nicht bezahlt, ebenso wenig wie dieser Blog. Beide bleiben dennoch nicht wirkungslos, so ist meine Erfahrung – und bleibt meine Hoffnung.

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