„glg“ schreibt mir eine Freundin unter die Mail. So klein, so kurz, wie hingegurgelt. Und natürlich meint sie nicht die Gesellschaft für Leben und Gesundheit in Eberswalde oder die Gertrud-Luckner-Gewerbeschule in Freiburg. Sie schreibt schlicht Netzjargon und sendet mir ganz liebe Grüße. Vermutlich ist das total antiquiert, aber so ganz mag ich der Liebe nicht trauen, wenn sie nur in Abkürzungen daherkommt. Soll man sich in unserem schnelllebigen Dasein nicht wenigstens dafür noch Zeit lassen? Ich gebe zu mit „lmaa“ bin ich immer ganz gut klargekommen, weil die Vulgarität nicht mehr ganz so wüst klingt, wenn man sie abkürzt. Anders ist es bei Liebesmails, die mit „hdl“ (hab dich lieb) und noch mal gesteigert „hdgdl“ (ganz doll) schließen. Mein Herz erobern sie nicht.
Klar, Zeitfresser gibt es in unserem Leben genug. Facebook, Fernsehen, Fitnessapps – zumindest, wenn die Vermessung der Fitness länger dauert als die Bewegung selbst. Jeder braucht da vermutlich einen etwas anderen Zeitfressermesser. Warteschleifen dürften aber per se immer mit dabei sein. Manchmal irritieren sie mich regelrecht. Wie beim Jahreszeitenverlag, den ich an einem Montagnachmittag anrufe, um mir anzuhören, dass der Verlag montags bis donnerstags zwischen 8.00 Uhr und 20.00 Uhr erreichbar sei, freitags nur bis 19.00 Uhr. Schön wär’s ja! Oder bei der Frankfurter Rundschau, wo man mich um einen kleinen Moment Geduld bittet, weil gerade auf allen Leitungen gesprochen wird. „Wir sind gleich für Sie da“, so das Versprechen, das mich eine Weile hinhält, bis so nach fünf Minuten die Schleife umspringt: „Momentan sind alle Mitarbeiter im Gespräch. Bitte rufen Sie später noch einmal an. Vielen Dank und Auf Wiederhören!“ Ende der Durchsage, Piepton – und ich bin echt platt!
Wie freundlich dagegen die Warteschleife der Impulse-Redaktion, pulsierende sphärische Klänge, zwischendrin immer wieder eine beschwichtigende Männerstimme:
Vor Ihnen sind noch zwei Anrufer in der Leitung. Sie haben jederzeit die Möglichkeit, die Warteschleife zu verlassen. Mit der Zwei rufen wir Sie zurück, mit der Drei können Sie uns nach dem Signalton eine Nachricht hinterlassen.
Das klingt doch vielversprechend. Leider habe ich ein Headset ohne Tasten am Ohr. Nach vier Minuten rücke ich einen Platz weiter. „Vor Ihnen ist noch ein Anrufer in der Leitung.“ Na, bitte, geht doch, sage ich mir, und tippe nebenbei diesen Blog hier. Aber aus vier Minuten werden vierzehn und dann ist doch meine Geduld am Ende. Vielleicht gibt es Platz eins gar nicht oder es findet gerade ein Telefoninterview statt? Ich wähle noch einmal neu, bereit, weitere Ziffern einzugeben, aber siehe da, ich lande sofort bei einer freundlichen Stimme und sie ist echt. Was soll ich sagen: glda – ganz lieben Dank auch!