“Twitter und Journalismus sind ein Traumpaar“, meint Christian Lindner, Chefredakteur der Rhein-Zeitung in einem Beitrag im Medium Magazin. Die RZ nennt sich ein twitterfreundliches Leitmedium in der Region Mittelrhein. In den Tweeds des RZ-Chefredakteurs steht etwa:
RZ hat Mi Interview mit Ex-Finanzminister Mittler. Nennt WDR-Film contra Maria Laach “Schurkenstück” und sieht eine Kampagne auch von SWR
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Mittwoch, heute, findet also ein Interview mit einem Ex-Finanzminister, den ich nicht kenne, der aber dem Bund der Steuerzahler bekannt ist und offenbar gegen einen Fernsehjournalisten wettert, der die Benediktiner im heiligen Kloster als Umweltsünder entlarvt hat und dafür jetzt eine saftige Stellungnahme des Abtes erntet. Ein lokaler Skandal, der in die Lokalpresse gehört, aber wer soll mit solchen Ankündigungen etwas anfangen? Ist es eine Anregung, die Zeitung von morgen zu kaufen? Ich behaupte, wer zu viel Energie in die Online Kanäle steckt, hat weniger Zeit für ein gutes Printprodukt. Wovon aber lebt die Redaktion: von den Printanzeigen und ein wenig von den Abonnenten. Online kann das noch lange nicht wettmachen. Finanziell und in der Qualität nicht – auch wenn man das Medium deswegen keinesfalls links liegen lassen sollte, man muss es aber gewichten können. Ein Freund von mir, versierter Online und sehr aufgeschlossenen gegenüber den sozialen Netzwerken und neuen Medien, hat ein paar Twitter-Kanäle getestet und festgestellt, dass er alle Infos, auch anders bekommen kann, “wenn ich sie überhaupt benötige” schreibt er. “Nicht auszudenken, wenn ich noch private Kanäle abonnieren würde.”
“Fangen Sie endlich an!”, fordert Lindner im Medium Magazin. Ja, genau, mit dem Abschluss eines Artikels für die FAZ, der hier schon seit Tagen dümpelt, einem Kostenvoranschlag für eine Online-Redaktion, auf den der Kunde wartet, drei Telefonaten, die jetzt nicht weiter aufgeschoben werden dürfen. In der Schweiz wurde einer 31-Jährigen gekündigt, die wegen starker Migräne krank geschrieben war, aber gleichzeitig auf Facebook Beiträge postete. Begründung des Chefs: “Wer auf Facebook sein kann, kann auch arbeiten.” Das heißt doch auch: Wer auf Facebook ist, arbeitet nicht.