Die Kollegen aus der FAZ Wirtschaftsredaktion haben unter der Überschrift „Was wie 2020 nicht mehr hören wollen“ Unworte aus dem Jargon der Wirtschaft zusammengetragen, von „Abholen“ über „Purpose“ bis „wertig“. Freie Mitarbeiter haben sie leider nicht gefragt, sonst hätte ich gern noch „Selbstmarketing“ beigesteuert.
Früher nannte man das noch Eigenlob und das war wenigstens ehrlich. Natürlich sollte man heutzutage immer noch auf sich aufmerksam machen können, aber dass viel zu viele nichts anderes mehr tun, ist ja gerade das Problem.
Ein Beispiel: Eine Freundin erzählt vom Lob ihrer Workshopteilnehmer und ihren kreativen Ideen auf einer Konferenz. Sie fügt hinzu:
„Ja, ich bin gut – nur im Selbstmarketing bin ich schlecht: Die Chefin kriegt das nicht mit.“
Was ist verkehrt daran? Wer ungebeten seine Leistungen anpreisen kann, wird das erst recht schaffen, wenn er von Auftraggebern, Vorgesetzten oder Mentoren darum gebeten wird. Nur: Gebeten wird man eben erst, wenn man über einen längeren Zeitraum einen guten Job macht, der greifbar Früchte trägt.
Mehr Demut bitte!
Solange auf Instagram oder Facebook nicht das echte Leben tobt, sondern die Sonnenseiten des Lebens mit geschönten Bilder gehuldigt werden, haben wir nicht zu wenig, sondern definitiv zu viel „Selbstmarketing“ – und Sonnenkönige, die den vorübergehenden Glanz ihrer Persönlichkeit nicht ihrer in der Regel befristeten Funktion zuschreiben sowieso.
Für alle, die genug von den aufgeblasenen Wichtigtuern haben, empfehle ich die Geschichte von Axel Hacke: Zwei Schwestern, beide noch im Kindergartenalter sitzen am Frühstückstisch. Die ältere erklärt der jüngeren die Welt, wie man esse, was man dürfe, was nicht. Die Kleine hört kleckernd eine Weile zu, blickt kurz auf und sagt „Jawohl, Herr Pupsmann!“
Für Hacke ist das eine wundervolle Formel gegen die Ausführungen großer Bescheidwisser und Selbstvermarkter, denen wir gezwungenermaßen ab und zu lauschen müssen. Man brauche sie ja nicht unbedingt laut äußern. Es reicht, sie vor sich hinzumurmeln…