Klar, muss es schnell gehen. Und natürlich wird das alles zu viel, die zahllosen Mails, Nachrichten, Tweets und Posts. Ich kann das gut verstehen und rate daher gelegentlich zum Abschalten. Wovor ich aber warne ist eine Effizienz, die Arroganz oder gar einem Affront gleichkommt.
Ein Beispiel: Ich möchte einem Kunden zwei Vorschläge für einen aufmerksamkeitsstarken Netzauftritt machen. Ich erreiche ihn nicht telefonisch und schicke eine Mail mit Anrede, Betreff, den zwei Vorschlägen in zwei Absätzen, wobei er erste mit einer Frage endet, der zweite mit der Bitte, mir ein passendes Foto zu schicken. Dann ein freundlicher Gruß, die Kontaktdaten, fertig. Formvollendet, fehlerfrei, kurz und klar. Natürlich mache ich das so, es ist ja ein Kunde und jede Mail von mir Beleg meiner Schreibkunst. Und natürlich erwarte ich nicht dasselbe von meinem Gegenüber. Mit Fehlern, Verkürzung und Kiezdeutsch kann ich durchaus leben. Aber wenn nur zwei Buchstaben zurückkommen und dann 270 Zeichen vorformatierte Grußformeln, Links und digitale Visitenkarte folgen, fühle ich mich nicht ernst genommen. Auf welchen meiner Vorschläge soll ich denn das kleine Wörtchen „ok“ beziehen?
Das ist kein Einzelfall. Selbst Schreibprofis wie Journalisten antworten gar nicht mehr auf Mails, weil sie zu viele davon bekommen, aber anrufen darf man sie schon gar nicht, das könnte den Schreibfluss unterbrechen. Aber wie weiß ich nun, ob die gelieferte Geschichte durchgefallen ist, im Spam-Ordner landet oder mir irgendwann per Zufall auf dem Flug nach Paris entgegenfällt?
Ich behaupte Effizenz in E-Communication muss nicht mit Ignoranz einhergehen. Dazu meine drei wichtigsten Vorschläge:
1) Mach es kurz, komplett und knackig: Anrede, Anliegen, Abschluss – den macht sowieso in der Regel das System ganz wie von selbst – so viel Zeit sollte schon sein. Und dann das gewisse Etwas nicht vergessen. Schon richtig, die einzigen Vertreter, die wirklich klar kommunizieren sind Steuerberater und Beamte. Aber wer hat schon Lust, ihre Vordrucke auszufüllen?
2) Wisch das Waschi weg, aber nicht die Wichtigkeit des Anderen: Wie würdest du dich an Stelle deines Kommunikationspartners fühlen, wenn du deine Nachricht erhältst?
3) Nimm den Dampf auf dem Kessel: Gerade, wenn du dich über den Inhalt einer Mail geärgert hast, antworte nie sofort. Oder antworte von mir aus, aber schicke die Mail nicht ab. Lass dir Zeit. Und verbringe die produktivste Zeit deines Tages auf keinen Fall mit der Beantwortung von Mails – auch das ist Effizenz und ein Rezept erfolgreicher Menschen!
Midwer
13. September 2016Liebe Deike, Du sprichst mir aus dem Herzen! Ich empfehle gern auch mal ganz Abschalten zwischendrin, und dann etwas zu tun, um die Batterien wieder aufzuladen: z. B. einen Spaziergang, mal wieder ein Buch lesen oder eine Runde Qigong, das bringt die Energien in Fluss!