“Ausgezeichnet”, steht unter jeder Mail vom Hamburger Abendblatt – mit einem Hinweis auf den Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung, den die Redaktion 2008 gewonnen hat: Damit lobt die Jury die Lesernähe, aber auch die “Ansprache vernachlässigter Zielgruppen”. Gemeint ist damit so etwas wie die aktuelle Leseraktion: “Das Abendblatt hilft älteren Arbeitslosen bei der Jobsuche.” Arbeitslose jenseits der 45 bekommen die Chance, sich in der Zeitung gegenüber potenziellen Arbeitgebern zu präsentieren. Über ein Kurzportrait, ein Foto und eine Zusammenfassung der Ziele und Fähigkeiten sollen Arbeitnehmer und Unternehmen zusammenkommen. Über 50 Bewerber melden sich in den ersten drei Tagen nach Erscheinen des Aufrufs. Menschen, die bereit sind ihre Arbeitslosigkeit öffentlich zu machen. Macht 50 Hoffnungsträger. Aber nur zwei Firmen wollen bisher Kontakt mit der ersten Kandidatin aufnehmen: Es sind Finanzdienstleister, die Versicherungsvertreter suchen. Macht zwei Hoffnungsbetrüger. Die Bewerberin hatte nach einem kreativen, ganzheitlichen Bürojob in einem kleinen, starken Team gesucht. Die Angebote der Finanzdienstleister erscheinen ihr zu Recht wie Hohn.
Recht hat wohl leider auch Heiko Lüdemann, Gründer des Karrierenetzwerks CoachAcademy mit seiner Aussage: “Es gibt kein Erkenntnisproblem, aber ein Umsetzungsproblem” : Die Unternehmen wissen, dass Sie zukünftig um die erfahrenen Arbeitskräfte nicht mehr herumkommen, aber sie greifen dennoch nur selten auf sie zurück. Fatalismus, Kurzsichtigkeit, das Ende der globalen Boom-Party? Man kann nur den Arbeitslosen raten, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen und zu prüfen, ob nicht eine Selbstständigkeit in Betracht käme. Das wird nicht für jeden das Richtige sein, aber zukünftig für weit mehr Menschen, als bisher angenommen, wenn man Sozialforschern wie Jeremy Rifkin Glauben schenken darf.