Gestern: Ein Gespräch mit einer Freundin. Der Himmel ist trüb, das Thema auch. Sie ist komplett unzufrieden. Mit ihrem Arbeitgeber, der evangelischen Kirche, ihrem Chef, dem Probst, den Kollegen, allesamt Pastoren. Unfähig bis „asolidarisch“, so lautet das vernichtende Urteil. Das geht nun schon seit Jahren so. „Zieh endlich Konsequenzen, kündige, mach was Eigenes“, so mein Rat. Doch der macht die Freundin wütend: „Und wovon soll ich leben? Die Miete bezahlen? Ich kann, ich will nicht mehr kämpfen“, bricht es aus ihr heraus. Sie will es mit Rechtsstreitigkeiten, Krankheitstagen und faulen Kompromissen irgendwie bis zur Pensionierung schaffen.
Ich denke: Wenn die Unzufriedenheit mit einer Arbeit so groß ist, dass man sich jeden Montag nach dem Freitag sehnt, dann sind bitteschön Konsequenzen zu ziehen. Sich was anderes suchen, Verantwortung für sich und sein Leben übernehmen, in die Hufe kommen. Wenn die Angst vor dieser Eigenverantwortung größer ist als die Bereitschaft, das Risiko auf sich zu nehmen, muss man ebenfalls die Konsequenzen ziehen. Und dankbar sein für eine Beschäftigung auf Lebenszeit, die einem Auskommen und Sicherheit gibt.
Heute: 14 Prozent der Menschen im Alter von 65 bis 69 Jahren gehen einer bezahlten Arbeit nach. Vor zehn Jahren waren es nicht mal halb so viele, so das Statistische Bundesamt in Berlin. Nicht weniger dieser Senioren müssen arbeiten, um ihre Rente aufzubessern. Viele tun es, weil sie ein anderes Selbstverständnis von sich haben, sagt Roderich Egeler, Chef des Statistischen Bundesamtes und selbst kurz vor seiner Pensionierung.
Morgen: Warum sollte ich die Tage zählen und meine Rente herbeisehnen? Was kommt denn bitte schön danach?