Pressedienste: relativ weit, selten reich

Pressedienste: relativ weit, selten reich

Presseportal.de, ein Angebot der dpa-Tochter news aktuell, meldet Nutzungsrekord: “Mit mehr als acht Millionen Abrufen (Page Impressions) im Mai haben so viele Journalisten wie noch nie das Portal genutzt und dort nach Pressematerial recherchiert”, heißt es in der aktuellen Pressemitteilung, in der sich der Originaltextservice kurz hinter den Besucherzahlen von RTL 2 und vor denen der Frankfurter Rundschau online platziert. Die Botschaft ist klar: Nutzen Sie den vergleichsweise teuren Dienst, so erreichen Sie auf einen Schlag einen breiten Kreis nationaler und internationaler Medien – viel mehr als Ihr selbst gebastelter und schnell veralteter Verteiler je erreichen kann.

Doch Vorsicht Masse hat schon lange keine Klasse mehr: Auf presseportal.de informieren sich Firmen über Ihre Mitbewerber, Agenturen suchen nach PR-Ideen, Studenten informieren sich über potenzielle Arbeitgeber. Will sagen – nicht jeder der 8 Millionen Besucher ist auch tatsächlich ein Journalist. Aber selbst, wenn es so wäre: Wer garantiert Ihnen, dass Sie die Journalisten erreichen, die für Ihre Themen relevant sind? Niemand! Und eine Veröffentlichungsgarantie gibt es schon gar nicht.

Zielscheibe

Ich behaupte: Die Anzahl der Abonnenten von Newslettern oder Nutzern von Pressediensten verläuft oft entgegengesetzt zu den Abdrucken, die man auf diese Weise erzeugen will. Schließlich will niemand so viele Pressemitteilungen lesen, wie sie das Presseportal täglich verbreitet und keiner all die Informationen abdrucken, die schon allerorts im Netz zu lesen ist. Bei der Muttergesellschaft dpa jedenfalls erwarten die Journalisten ganz selbstverständlich, persönlich und möglichst exklusiv informiert zu werden und sie berichten dann “unabhängig und PR-frei“.

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