Ein Tag pro Woche im Home Office – kinderfreundlich, voll flexibel und ein Zugeständnis an die Arbeitnehmer – oder doch eher arbeitgeberfreundlich? “In zehn Jahren kann man quer durch Europa immer und überall arbeiten”, fand das empirica-Institut in einer EU-Studie vor immerhin acht Jahren schon heraus und es ist nicht klar, ob das als Drohung gemeint war. Mitarbeiter des Vorzeigeunternehmens IBM sind jedenfalls nicht nur von den Segnungen ihres mobilen Arbeitsplatzes begeistert. “Ich bin häufig die einzige, die den Laptop im Schrank einschließt”, erzählt eine Mitarbeiterin. Weil sie es ja schon im Unternehmen locker auf 50 bis 60 Stunden bringe, müsse sie ja nicht noch zu Hause arbeiten, findet sie. Mit den virtuellen Strukturen, die eine Teambildung zwischen Hamburg, Berlin und Stuttgart ermöglicht, kommt sie schlecht klar: “Das ist unpersönlich und manchmal total umständlich, wenn alles nur über Datenbanken-Korrespondenz läuft.” Ein Trend: die Unterschiede zwischen Selbstständigkeit und Angestelltendasein schwinden. Das gilt zumindest für Dienstzeiten und Leistungsbereitschaft, wie die Fachjournalistin Bärbel Kerber in ihrem Buch “Die Arbeitsfalle” eindrucksvoll darstellt.
Selbst mittlere Fachkräfte jonglieren mit mehreren Projekten gleichzeitig, checken im Urlaub ihre beruflichen E-Mails und telefonieren auch am Wochenende dienstlich. Dabei ist man allerdings nicht nur Täter, sondern auch Opfer. Ich wundere mich schon über sonntägliche Anrufer, die alle meine Nummern kennen und es schamlos überall mit irgendwelchen Belanglosigkeiten versuchen. Das ist natürliche auch eine Folge der Selbstdarstellung und Sichtbarmachung wie dieser hier. Meine Gegenstrategie: Sonntägliche Anrufer laufen bei mir ins Nirwana und wenn sie es tatsächlich unter der Privatnummer versuchen sollten, bekommen Sie die freundliche Rückmeldung: “Entschuldigung, Sie müssen sich verwählt haben, dies ist ein Privatanschluss und Gott sei Dank ist Sonntag.”