Wie ich zum Rechtschreib-Besserwisser wurde – und was dann passierte
Gastbeitrag von Nele Steinbrecher
Ich weiß nicht genau, wann es passiert ist. Irgendwann zwischen Grundschule und Studium, eines Tages war es einfach so. Während ich selber fleißig Kommata-Fehler in jeden Text einbaue, (Devise: nach Textabschluss ab und zu ein Komma zwischen die Sätze einstreuen, immer dann, wenn lange keins mehr kam) kann ich Rechtschreib-Fehler – also im Sinne von Buchstabendrehern, falschen Schreibweisen und Grammatik-Fehlern – aus irgendeinem Grund nicht mehr tolerieren. Beim Komma bin ich sehr versöhnlich. Aber Buchstaben und Leerzeichen?
Wenn ich Sätze lese wie
„Unser erster Versuch war dann meiner Meinung nach leider nichtraffiniert genug“,
sitzt ein kleiner gemeiner Kobold in meinem Kopf und fragt bohrend: „Sag mal, habtihrdaseigentlichnochmaldurchgelesen?“ – und ich kann mich nicht dagegen wehren.
Manchmal werde ich richtig kleinlich und moniere überflüssige Leerzeichen wie bei
Während ich andere Sätze schon wieder fast lyrisch finde: „Der Frühlang kam langsam, aber stetig.“ (Private Quelle)
Die Aussage, „die Liste mit Nahmen, gegen die sich die Strafmaßnahmen richten, werde beim Sondergipfel noch nicht vorliegen“ , ist für mich wiederum wenig überraschend. Kein Wunder, dass die Liste nicht vorliegt, wahrscheinlich googlen die Mitarbeitenden noch immer verzweifelt, um herauszufinden, was ihre Auftraggeberin mit den „Nahmen“ bloß gemeint hat… Vielleicht ein geheimes Codewort?
Es gibt doch Korrekturhilfen, sagt mein Kobold, oder man fragt halt noch mal jemanden. Einen Freund, Kollegin, Schwester, Onkel, irgendjemand kann es doch immer noch mal kurz durchlesen.
Tja, und dann schreibe ich selbst etwas, mit dem Kobold im Kopf, lese es später noch mal durch und finde „Werksstudentenstelle“. Mit zwei „S“. In meinem Text. Der Kobold hält den Mund. Wahrscheinlich ist er in Ohnmacht gefallen.