Krise zieht Kreise

Krise zieht Kreise

Deike Uhtenwoldt | PR Journalismus TrainingDas Erste was der jungen Frau aus Colombo nach Landung in Hamburg-Fuhlsbüttel auffiel, war das Riesenangebot an Druckerzeugnissen, Magazinen und Zeitungen am Kiosk. “In Sri Lanka gab es nur ein zwei regierungstreue Blätter, kaum jemand hat sie gelesen”, sagt sie. Inzwischen liegt ihre Einwanderung nach Deutschland über zehn Jahre zurück, aber noch immer sind die Kioske bunt und überladen. Printkrise? Sicher mehr eine Zeitungskrise als alles andere, wie die Nachrichtenlage dieser Woche bestätigt:

Sa./So: drei Redakteure der Frankfurter Allgemeinen Zeitung machen sich Gedanken über die schwierige Gegenwart und Zukunft ihrer und anderer Tageszeitungen. So lang und tiefgründig, dass ich immer noch nicht alles gelesen habe, wohl aber den Anfang und die Leserbriefe, die übrigens auch stammen von der Generation Ella oder auch “Digital Natives” , die auf jeden Fall mehr und ganz anders liest als ich es mit 19 getan habe. Lohnenswert.

Di: Zwei Tage später greift der Handelsblatt-Chefredakteur den Faden auf und will nun regelmäßig Meinungen drucken, um Reaktionen und damit Leser zu binden. „Man kann lange Lamenti anstimmen auf den angeblichen Niedergang der Presse”, schreibt Hans-Jürgen Jakobs. “Viele Verlage verkaufen weniger bedrucktes Papier als vor Jahrzehnten. Die Branche verliert sich im schaurigen Gefühl des Untergangs, dabei war es immer ihr Privileg, kämpfen zu können. Aber stimmt das überhaupt? Lesen die Leute wirklich weniger?” Wobei er mit dem nicht ganz lupenreinen Bezug, ob es stimmt, dass die Leute weniger lesen, nicht die FAZ-Redakteure meinen kann. Die haben das nie behauptet.

Mi: Der ehemalige Chefredakteur vom Stern Klaus Liedtke , jetzt Vorstand des gemeinnützigen Vereins investigate!, erklärt, warum der klassische Qualitätsjournalismus mehr Förderung braucht.

Mi: Das September-Heft Vogue ist mit 230 Anzeigenseiten die umsatzstärkste Ausgabe aller Zeiten, meldet kress. Na bitte, geht doch! Oder ist das Wasser auf die Mühlen der FAZ-Redakteure, die ja in einem Negativszenario befürchtet hatten, dass unkritische Schönwetter-Artikel an Oberhand gewinnen könnten?

Do: Der Noch-“stern”-Chefredakteur Dominik Wichmann darf seinen Hut nehmen, hat der Vorstand entschieden. Das Medienportal meedia nennt als Begründung Sparmaßnahmen, die der Chefredakteur nicht mittragen wollte. Das wäre nichts Neues von Gruner + Jahr.

Fr: Noch drei Tage, um die die Europäische Bürgerinitiative für Medienpluralismus zu unterzeichnen.  Es brennt an allen Ecken und Enden.

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