Bestechungstarife

Bestechungstarife

Was haben Grafiker, Kameraleute, Pressereferenten und Webdesigner gemeinsam? Sie haben alle einen Presseausweis, den sie für Sonderkonditionen benutzen. Ehrlich Kollegen, die Dimension, mit der das nachgefragt wurde, hat mich schon erstaunt – jetzt, wo ich einmal auf der anderen Seite sitze und erklären darf  Presserabatte gebe es nicht –  nach der Übernahme des DVD Online Verleihs Amango (der das sehr großzügig gehandhabt hat) durch Video Buster (der das nicht mehr macht, weil das Thema Online Verleih thematisch durch ist, jedenfalls bei den Journalisten, die das jahrelang getestet haben). Manche Journalisten reagieren verständnisvoll: Wenn es das gibt, nimmt man es mit, aber wenn nicht, ist das auch in Ordnung. Andere reagieren larmoyant: “Wie Sie vielleicht wissen, produziere ich seit über zwanzig Jahren Filme für Fortbildung und Jugendarbeit und bin gerade in diesem Sektor auf die Unterstützung durch Unternehmen wie das Ihre angewiesen, um hier am Ball zu bleiben”, klagt einer. Nöö, weiß ich nicht, aber gute Sache so etwas, nur wäre das nicht eher eine Frage fürs Sponsoring? Ein anderer erklärt geradewegs:”Die Vergünstigungen werden uns von den Unternehmungen gewährt, damit wir, sofern von einem Produkt überzeugt, darüber berichten, ohne dass die Unternehmung für Werbung mehr Geld ausgibt. Dies ist eine Form der positiven Werbung für ein Unternehmen oder ein Produkt. Wer aus dieser Beziehung der größere Nutznießer ist, bleibt dahingestellt. ” Wie kann man sich zu so wenig journalistischer Unabhängigkeit herablassen? Ist es tatsächlich so, dass Air Berlin weniger negative Berichterstattung bekommt, weil das Unternehmen allen Journalisten Rabatte gewährt, wie ein TV-Journalist behauptet? Es gibt durchaus kritische Berichte über Air Berlin. Na ja, kontert der Entertainmentproduzent: “Ein Journalist darf ja nicht alles verschweigen 🙂 Glauben Sie mir, im Detail liegt die Wahrheit.” Die Wahrheit wäre dann, mit Air Berlin sollte man lieber nicht fliegen, schon gar nicht als Journalist, weil man die Wahrheit kennt, aber beschönigt? Dann ist der Begriff Bestechungstarif wohl doch der Richtige – nur bringt er viele Kollegen so richtig in Rage: “Wir sind Multiplikatoren”, tönt eine festangestellte Mitarbeiterin von G&J, die von einer richtigen Gang von Amango-Rabattkunden bei G&J spricht. Dabei haben die es (im Gegensatz zu den vielen Freien mit dem mageren Zeilengeld) doch nun wirklich nicht nötig. Dafür erwähnt die Redakteurin noch, dass es Amango ja auch schon mal in den “Stern” geschafft habe. Stimmt wohl doch, der Redaktionstrend geht zum Universalisten, der auch mit den Kollegen aus der PR zusammenarbeitet. Ob mit Sonderrabatt oder bestechenden Themen…

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