Vor einem Jahr musste ich das Bücherregal in meinem Elternhaus räumen. Was heißt hier Regal, das war eine komplette Schrankwand von oben bis unten vollgestopft, teilweise in zwei Reihen hintereinander: Vom ADAC Ratgeber (übrigens wahnsinnig schwer, raumergreifend und so gut wie ungelesen) bis zum Schillerklassiker (total hübsch eingebunden, aber in altdeutscher Sprache überaus anstrengend zu lesen), es war alles da – und niemand wollte es haben. Nicht der Antiquar („Ja, wir kommen, aber wir zahlen nichts und wir nehmen nur ausgewählte Werke mit“ – das kam mir vor wie Leichenfledderei, also habe ich nicht wieder angerufen), nicht die soziale Einrichtung („Wir nehmen alles, nur bitte keine Bücher, auf denen bleiben wir sitzen“), nicht die Freunde (doch schon hier und da ein Werk, ist aber in der Masse nicht aufgefallen). Also habe ich gemeinsam mit einer Freundin Kartons und Wäschekisten gepackt und alles zum Altpapier gefahren. Wissen Sie, wie weh das tut!
Darunter waren auch die Weltbestseller des Psychohygienikers Dale Carnegie, „Wie man Freunde gewinnt“ und „Sorge dich nicht – lebe!“. Ich weiß das noch so genau, weil ich gezögert hatte, mich davon zu trennen, erinnerte ich mich doch daran, wie beseelt mein Vater in den 70iger Jahren von Carnegie Seminaren zurückgekehrt war. Aber die Bücher fand ich nach einigem Durchblättern schrecklich banal, also wanderten sie ab in die Tonne. Wie konnten sie jemals eine größere Auflage als die Bibel erzielen, wie ein ehemaliger Carnegie-Manager berichtet?
Aber sind nicht viele erfolgreiche Wege schrecklich banal? Du willst abnehmen? Iss weniger, bewusster, gesünder! Du willst mehr Sport machen? Laufe jeden Morgen vor deiner Arbeit, erst wenige Meter, dann täglich mehr. Die Sache mit den Banalitäten ist die: Man muss sie umsetzen – und das ist oft alles andere als banal.
Carnegie, Meister der Selbstkommunikation hat nämlich auch in drei Punkten recht:
1) Wenn du die Welt ändern willst, ändere dich selbst!
2) Das geht am besten, in dem du deine innere Einstellung änderst, dankbar bist, für das, was du erreicht hast und schon kleine Schritte in Richtung Ziel feierst; Situationen und andere Menschen akzeptierst, so wie sie sind oder dich andernfalls trennst: Love it, change it or leave it
3) Verwechsele Glück niemals mit Erfolg! So jedenfalls die Botschaft vieler Carnegie-Kritiker, die der Vater aller Motivationstrainer sicher ernst genommen hat: „Versuchen Sie aufrichtig die Dinge vom Standpunkt der anderen aus zu sehen!“, so eine von x Carnegie-Regeln. Passt immer, schadet nie…