Perspektive pink oder so geht’s zum Paradigmenwechsel

Perspektive pink oder so geht’s zum Paradigmenwechsel

Elphie in neuer Perspektive

Kurz habe ich überlegt, ihn abzuhängen, den pinkfarbenen Filzanhänger im Elphie-Look: Erst das Gerenne um Karten, wobei ich immer zu spät kam und die Schlange schon gnadenlos lang war. Dann die Prozedur um die Online-Bestellung, für die ich die gesamte Familie einspannte: Anmeldung, Datenfreigabe, Bestätigungsmail, Warten – alle haben geduldig mitgespielt, alle haben verloren. „Lieber Konzertfreund, leider hat es nicht geklappt…“ Das tut beim ersten Mal noch weh, beim zwölften klingt es fast wie eine Drohung: „BLEIBEN SIE UNS TROTZDEM TREU“ (In Versalien, sic!)

Ein Fan ist ein Mensch, der einen Teil seiner Leidenschaften und Emotionen auf ein externes, öffentliches Objekt projiziert und Ressourcen wie Zeit oder Geld in dieses Objekt investiert. Wenn diese Investition aber ins Leere läuft, bleiben Frustrationen nicht aus. So auch bei mir. Aber wem schadet es, wenn ich pöbele, der Elbphilharmonie ein für alle Mal den Rücken kehre und gar den Filzanhänger verbrenne? In erster Linie mir selbst. Auf jeden Fall nicht dem  Konzerthaus. Das war die erste Einsicht.

Für die zweite habe mal kurz die pinkfarbene Brille aufgesetzt und mich in die Perspektive des Konzertveranstalters versetzt: Wenn die Nachfrage tatsächlich das Angebot an freien Plätzen bei weitem übersteigt, dann ist das schön für den Veranstalter, aber auch ein Problem. Was soll er tun? Die Plätze „nach dem Zufallsprinzip vergeben“ – so ist es wohl auch passiert, versichern jedenfalls die zwölf Mails. Kann das Konzerthaus etwas dafür, dass ich beim Losverfahren niemals Glück habe?

Ich bin ein Fan des Perspektivenwechsels, auch wenn es mir das Verfahren in emotionalen Situationen nicht leicht fällt. Die Kollegin mauert, sie gibt keine Infos mehr heraus und hat nie Zeit? Im ersten Moment verschließe auch ich mich, schmiede Pläne zum Komplott, verwende Energie auf Wut-Mails, die ich aber zum Glück nicht abschicke. Lieber nehme ich Abstand und versuche bei einer Joggingrunde oder auf dem roten Sofa mal die Perspektive des Gegenübers einzunehmen. Gelingt das nicht, fasse ich mir ein Herz und frage nach. Und siehe da, die Botschaft, „es ist mir wichtig, weiter gut mit dir zusammenzuarbeiten“ kommt an, der andere fühlt sich ernst genommen und öffnet sich. Man tauscht Perspektiven aus und findet im besten Fall zum Paradigmenwechsel.

Was der mit gutem Journalismus zu tun hat? Es geht immer darum, auch die andere Seite zu verstehen:

PS. Wir gehen jetzt vielleicht erst mal in die Laeiszhalle, da soll es auch gute Konzerte geben. Elphie muss auf uns warten! Das nenne ich mal eine neue Perspektive!

 

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